Von BIM, Bahn und bahnbrechenden Ideen
Beim dritten BIM-Frühstücksgespräch der Baukaderschule dreht sich alles um das Thema Innovation – aus Sicht eines traditionsreichen Grosskonzerns und eines jungen Startups.
Adrian Wildenauer ist am Donnerstagmorgen mit dem öffentlichen Verkehr zum Frühstücksgespräch ins Riethüsli gekommen. Der Referent und Senior Projektleiter BIM bei den SBB hat den Bus verpasst. Denn der Zug hatte wegen einer Baustelle prompt Verspätung. Ausgerechnet. «Das ist ärgerlich.» Mit BIM soll so etwas seltener vorkommen, sagt Wildenauer. Projekte effizienter und schneller fertig stellen – das ist nur einer der Gründe, wieso die SBB die BIM-Methode einsetzen.
Bis 2025 soll BIM bei den SBB verpflichtend werden
BIM digitalisiert das Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken, genauso auch die Zusammenarbeit. Die SBB schreiben neue Projekte über 5 Millionen Franken im Hochbau seit 2021 mit BIM aus. Bis 2025 will der Betrieb die BIM-Methode etappenweise bei Immobilien und Bahninfrastruktur verpflichtend einführen. Damit setzen die SBB die Ziele des Bundesrats in dessen digitaler Strategie um. Man habe erkannt, dass es BIM ermögliche, ein lebenszyklusbasiertes Datenmanagement zu erstellen, sagt Adrian Wildenauer. Das zahle sich vor allem dann aus, wenn man zwar heute baue, aber erst morgen wisse, welche Daten man brauche. Pilotprojekte liefern hier Erkenntnisse für eine nachhaltige Entwicklung.
Mit BIM verfolgen die SBB mehrere Ziele. Man schafft eine Datengrundlage für ein zusammenhängendes Asset Management, wickelt Projekte schneller ab, macht weniger Fehler und reduziert durch die Simulation beim Planen und Bauen den Co₂-Ausstoss um ca. 750 Tonnen. Bessere Datengrundlagen ergeben ausserdem Einsparpotenziale von etwa 60 Millionen Franken im Jahr bei den operativen Kosten sowie bei den Investitionskosten.
Bildung und Kompetenzen im Fokus
Damit diese Ziele erreicht werden können, steht für Adrian Wildenauer vor allem etwas im Zentrum: der Mensch. Man brauche neue Kompetenzen, müsse sich fragen, wo Personal aus- und weitergebildet werden muss. «Nur, wenn wir alle Beteiligten einbeziehen, kann eine solche Umsetzung klappen.» Im BIM-Kompetenzzentrum der SBB sind knapp 15 Leute beschäftigt, die entsprechende Projekte unterstützen. Die ersten BIM-Projekte der SBB laufen an, das Feedback sei toll, sagt Wildenauer. Er ruft die Teilnehmenden auf: «Generieren Sie mit BIM einen Mehrwert für Ihr Unternehmen! Werden Sie schneller, effizienter und besser!»
So macht es ein Startup
Einen Appell gibt es an diesem Morgen auch von Rebecca Büsser. Sie ist Finanzchefin des in Rapperswil beheimateten Startups Smino - ein IT-Unternehmen, das eine cloudbasierte Software für die Kommunikation innerhalb von Bauprojekten anbietet. Rebecca Büsser gibt spannende Einblicke in die Entstehungsgeschichte des jungen Unternehmens, erläutert die Herangehensweise an Probleme und betont immer wieder, dass Probieren über Studieren geht. «Das grösste Problem ist die Angst vor Veränderungen», sagt sie. Und:
«Wir können uns das gar nicht leisten. Würden wir jedes mal hin- und herüberlegen, wie wir etwas machen, wären wir längst pleite.»
Rebecca Büsser regt dazu an, Gefässe für Ideen und Innovationen innerhalb des Teams zu schaffen. Damit man diese dann platzieren kann, wenn sie einem in den Kopf kommen. So wird auch das Feedback der Mitarbeitenden bei Smino laufend mit einem Onlinetool erfasst. Das steigere nicht zuletzt die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sagt Rebecca Büsser. Wer viel probiert, macht auch Fehler. Das gehöre dazu. «Eine Fehlerkultur ist wichtig. Mitarbeitende dürfen keine Angst davor haben. Sonst probieren sie es nicht aus», sagt sie. Wenn ein Unternehmen nie etwas wage, werde es irgendwann exponentiell zurückfallen. Das gelte insbesondere in der IT-Branche, im Bau und damit bei BIM. «Irgendwann wird man von der Technologie überrollt.»
Und wie misst man das Ganze? Meilensteine seien wichtig, sagt Rebecca Büsser, man müsse aber auch schauen, wie man sie erreicht hat. «Wir tracken alles.» So wisse man bei Smino genau, wie teuer es ist, einen Kunden zu gewinnen und wann man einen solchen verliert. Daraus will man Lehren ziehen. Diesen Ratschlag gibt sie den Teilnehmenden der Frühstücksgespräche mit: «Nehmt euch die Zeit und probiert Neues aus.» Das werde sich auszahlen.