24.01.2023
# GBS Allgemein
«Politik ist sehr langweilig…» Nein!

Nein, in der Aula wurde nicht die «Arena»-Sendung des Schweizer Fernsehens aufgenommen. Diese Vermutung liegt mit Blick auf die namhafte Gästeliste des Politikpodiums der Berufsmaturität am GBS St.Gallen nahe. Mit Mike Egger (SVP), Markus Ritter (Die Mitte), Franziska Ryser (Die Grünen) und Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) diskutierten vier Nationalräte und mit Andrin Monstein (GLP) und Bettina Surber (SP) zwei Persönlichkeiten aus dem Kantonsrat.
Der Anlass bot beste, politische Unterhaltung und war sowohl informativ wie auch humorvoll. Die Organisatoren um Luc Hardmeier haben es mit ihrer Auswahl der Teilnehmenden geschafft, den Politikunterricht mit konkreten Beispielen zu veranschaulichen. Für die lebhafte Diskussion zeichnete sich mitunter Felix Unholz verantwortlich, der Moderator bei den FM1-Wachmachern, der Morgenshow des Ostschweizer Privatradios FM1.
«Politik ist sehr langweilig. Die in Bern machen sowieso das, was sie wollen», begann Felix Unholz und gewann mit diesem Vorurteil gleich die Aufmerksamkeit der Schüler*innen. Im nächsten Satz korrigierte er umgehend: «Politik ist spannend und betrifft uns alle. Ob du mit dem Auto im Stau stehst, ob du hier im Riethüsli einen Parkplatz findest oder wie häufig dein Bus fährt – all das sind Fragen der Politik.»












Die Zukunft gestalten
Erfreulich: Eine Umfrage in der voll besetzten Aula ergab, dass eine ansehnliche Mehrheit bereits gewählt oder abgestimmt hat. Das verdiente den Applaus der sechs Politikern*innen auf dem Podium. «Auch in jungen Jahren kann man sich engagieren und einen Platz am Diskussionstisch einnehmen», sagt etwa Kantonsrat Andrin Monstein (GLP), Jahrgang 1992. Er wollte den Anlass nutzen, um aufzuzeigen, wie breit und interessant die politischen Themenfelder sind.
Eine Veranstaltung wie das Politikpodium ermögliche den Schülern*innen einen Zugang zur Politik, sagt SP-Kantonsrätin Bettina Surber. «Ich nehme die heutige Jugend als politisch motiviert wahr. Bewegungen wie jene für das Klima sind neue Entwicklungen. Sie organisieren sich selber», sagt sie
Welches Thema raubt den Schlaf?
Ein nächstes wichtiges Datum ist der Sonntag, 12. März 2023, wenn die Ersatzwahl für den St.Galler Ständerat Paul Rechsteiner (SP) ansteht. Mit FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher und Franziska Ryser (Grüne, Nationalrätin) nahmen zwei Bewerberinnen für die kleine Kammer am GBS-Politikpodium teil.

Gemeinsam mit den anderen Podiumsteilnehmenden gab Susanne Vincenz-Stauffacher einen spannenden Einblick, wie in den Nationalratskommissionen an Gesetzen gefeilt und an Lösungen gearbeitet wird: «Es wird zwar hart diskutiert, aber man rauft sich auch zusammen und geht für die Lösungsfindung aufeinander zu. Und wenn man sich auf einen Kompromiss geeinigt hat, dann ist es frustrierend, wenn sich Mitglieder*innen vor den Fernsehkameras polemisch darüber äussern – gerade im Wahljahr ist das ein beliebtes Instrument.»
Franziska Ryser wurde von Felix Unholz in Anspielung auf ihre Doktorarbeit an der ETH (Thema Schlaf) gefragt, welches Thema ihr am meisten den Schlaf raube. «Die Dekarbonisierung», sagte die Nationalrätin ohne Bedenkzeit. Gemeint ist die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen durch den Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen. «Wir kennen alle die Lösung, wie wir die Klimapolitik in den nächsten zwei Jahren voranbringen. Wie und wo wollen wir unsere Ressourcen richtig einsetzen? Wir sind uns zum Glück hier auf diesem Podium einig, dass wir beim Klimaschutz auch global denken müssen.»
Gendern, Militär und Klimapolitik
Zusätzlich zur Klimapolitik wurde während den zwei Stunden auch noch über das Militär und Gendern diskutiert. Das breite Themenspektrum zeigt gemäss Mitte-Nationalrat Markus Ritter auf: «Politische Entscheidungen betreffen unser Leben direkt. Sie schaffen Rahmenbedingungen für Wirtschaft, Bildung, Umwelt oder Sozialwerke. Die Jugendlichen sollen sich mit den politischen Themen auseinandersetzen und im Rahmen ihrer Möglichkeit Einfluss nehmen.»
Das Schlusswort gehört SVP-Nationalrat Mike Egger: «In der Politik habt ihr die Möglichkeit, eure Zukunft zu gestalten. Engagiert euch.» Er durfte sich darüber freuen, dass eine Mehrheit der Schüler*innen in der Aula laut einer Umfrage mit dem Online-Tool «Mentimeter» die zwei grössten Parteien SVP und SP wählen würde, gefolgt von der FDP und Die Mitte. Grüne und Grünliberale sind gleichauf. Ist dieses Stimmungsbild ein erstes Anzeichen für die nationalen Wahlen im Herbst?
