Unsere Baupoliere auf der St.Galler Theater-Grossbaustelle
Seit Frühjahr 2020 wird das Stammhaus des Theaters St.Gallen einer Totalsanierung unterzogen. Eine Grossbaustelle. Diese haben zwei Baupolier-Klassen der Baukaderschule besichtigt.
Das Theater St.Gallen ist in die Jahre gekommen: Mängel an der Fassade, an den Dächern, an den haustechnischen Anlagen und der Akustik. Um den Betrieb für die kommenden Jahre zu sichern, ist eine Gesamterneuerung und Erweiterung nötig. Auf der Baustelle laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Ein ideales Anschauungsbeispiel für die Studierenden der Baukaderschule – Unterricht vor Ort, direkt aus der Praxis.
Ein herausforderndes Projekt
Projektleiter Sacha Faucher, Bauleiter Marco Rosalen und Ingenieur Jürg Schmidheiny nehmen die Baupoliere an diesem Freitagnachmittag mit auf einen Rundgang im und rund um das Gebäude. Das in den 1960er-Jahren erbaute Dreispartenhaus (Oper, Operette und Musical) steht unter Denkmalschutz. Deshalb habe sich die Frage nach einem Abriss gar nie gestellt, so Sacha Faucher. Stattdessen wird das Gebäude umfassend saniert und erweitert. Kostenpunkt: Rund 50 Millionen Franken. Das Stimmvolk hat dazu im März 2018 Ja gesagt, die Arbeiten laufen seit März 2020.
Bei der Besichtigung der Baustelle wird den Studierenden schnell klar, wie herausfordernd dieses Projekt für alle Beteiligten ist. Denn während im Stammhaus Arbeiten wie eine Deckenerhöhung im Ballettraum durchgeführt wurden, arbeiteten Bereiche im Untergeschoss wie Schneiderei und Schreinerei weiter. Ein grosser Teil der 260 Fest- und 300 Teilzeitangestellten wurde ins Provisorium oder in die Tonhalle verschoben.
Hinzu kommt: Das sechseckige Gebäude ist komplex verwinkelt und muss den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden. Die Bühnenbauer müssen ihr Material unterbringen können, im Saal muss die Akustik sowohl für Theater- als auch für Musicalstücke funktionieren, aus den Garderoben muss man möglichst schnell zur Bühne gelangen. «Das machte die Planung extrem schwierig», sagt Bauleiter Marco Rosalen, der die Baustelle wie kein zweiter kennt und dort täglich im Einsatz ist.
Risse im Beton
Zum Projekt gehört auch die Fassadensanierung. Die Sichtbetonfassade wurde von 1996 bis 1998 weitgehend saniert. Damals wurde der Poren-Lunkernverschluss appliziert, um die verschiedenen Flickstellen zu überdecken. So sollte ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild entstehen. Davon können sich die Studierenden an diesem Nachmittag auf dem Gerüst in der Höhe ein Bild machen – und sehen sofort, an welchen Stellen noch Nachholbedarf besteht. Ziel der laufenden Sanierung ist hier, die Originalbetonfläche wieder zum Vorschein zu bringen und technische Mängel wie Risse oder Schwachstellen zu beheben. Mit einem sanften Betonkosmetikverfahren soll eine homogenere Oberfläche geschaffen werden, darauf kommt ein Oberflächenschutz, der alle 15 Jahre erneuert werden muss.
Es ist also noch viel zu tun auf dieser Grossbaustelle bis zum voraussichtlichen Bauenende im April 2023. Wir sagen danke für diesen spannenden Einblick und sind schon jetzt gespannt auf das Endergebnis!