Gut organisierte Baupoliere*innen haben schon fast gearbeitet

Christoph Stadelmann kommuniziert mit den Bauleitern*innen auf Augenhöhe. Das dafür notwendige Wissen erwarb er sich im Rahmen der Weiterbildung zum Baupolier FA. Er habe enorm von den Diskussionen mit seinen Mitstudierenden und den Lehrpersonen über die Arbeitsabläufe profitiert.
Die Aula im Riethüsli – ein Ort der Gegensätze für Christoph Stadelmann und seine Baupolier-Kollegen des Jahrgangs 2021 bis 2023. Noch Mitte Dezember fand hier die schriftliche Diplomprüfung statt. Die rund 40 Studierenden beschäftigten sich mit dem Neubau des Besuchszentrum der Alfred-Vogel-Stiftung in Teufen. Auf den Tischen in der Aula lag als Unterstützung ihre Bibel, das Taschenbuch für Bauführer und Poliere. Nach der zweitägigen schriftlichen Prüfung galt es auch die Fachgespräche in der Maurerlehrhalle in Gossau SG zu meistern. «Die Abschlussprüfung war alles andere als einfach und zeitlich anspruchsvoll. Ich war voll am Limit und wusste nie, wo ich stehe. Ein Resultat als Richtwert fehlte», erklärt Christoph Stadelmann.
Deshalb rechnete der Tübacher niemals damit, an der Diplomfeier im Januar mit der besten Note (5,3) ausgezeichnet zu werden. Der Ort der Feierlichkeiten? Wieder die Aula. Diesmal festlich dekoriert und in entspannter Atmosphäre. Statt Fachlektüre gab es für die Absolventen das Diplom, inklusive Gesellenbrief. Christoph Stadelmann wäre beinahe vors Rednerpult getreten: «Ich habe mir überlegt, meinen Klassenkollegen zu danken. Meine Note ist ein Gemeinschaftswerk, denn ich habe vom Austausch enorm profitiert.» Als gelernter Zimmermann sei er froh um die Diskussionen mit den gelernten Maurern gewesen. «Jeder macht es auf seine Art. Darüber zu sprechen, hat mir geholfen.»
Mit Freude auf der Baustelle
Die Diplomanden haben die zweite Stufe des Karrieremodells des Schweizerischen Baumeisterverband SBV erfolgreich gemeistert. Von der Bauvorarbeiter*in zum/r Baupolier*in EFA ist nun der Weg an die Bauführerschule HF geebnet. Christoph Stadelmann möchte vor einer allfälligen nächsten Weiterbildung zuerst einmal weiter Berufserfahrung sammeln: «Ich sehe mich nicht den ganzen Tag im Büro. Ich bin gerne auf der Baustelle und mir gefällt das Handwerkliche, die praktische Arbeit, nach wie vor sehr gut.»
Die Ausbildung Baupolier*in FA befähigt die Absolventen*innen zur…
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Vertretung der Interessen der Bauunternehmung auf der Baustelle.
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Führung des Baustellenpersonals / Betreuung von Lernenden.
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Planung des wirtschaftlichen Einsatzes von Mitarbeitenden und Produktionsmitteln.
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Durchsetzung von Bestimmungen für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz.
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Anwendung umweltschonender Bauverfahren.
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Einhaltung von Qualität und Terminen.
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Rapportierung des Bauablaufs.
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Sammlung von Daten für Bauabrechnungen, Kostenkontrollen und Qualitätsnachweise.
«Gut organisiert, ist halb gearbeitet»
Zwei Semester mit insgesamt 28 Schulwochen hat Christoph Stadelmann zwischen März 2021 und Dezember 2022 absolviert. Nach der Bauvorarbeiterschule (1. Semester) besuchte er ein 58-wöchiges Berufspraktikum bei seinem heutigen Arbeitgeber. Dass es zur Festanstellung gekommen ist, freut ihn: «In diesem Kleinbetrieb darf ich viel Verantwortung übernehmen.» Das Studium habe ihm sehr stark in Bezug auf die Arbeitsvorbereitung (AVOR) geholfen.
«Gut organisiert, ist halb gearbeitet», lautet das bekannte Stichwort. Christoph Stadelmann hat verinnerlicht, was es bedeutet, sich die Arbeit vorgängig vorzustellen. Vorauszudenken und zu organisieren hilft, kostenintensive Leerläufe zu vermeiden. «Ja, ein Gespür für die Finanzen wurde uns auch vermittelt», sagt Christoph Stadelmann. Er selbst empfiehlt die Weiterbildung allen, die beruflich einen Schritt weiterkommen wollen. Mit dem eidg. Fachausweis für Baupolier*in FA «hält man etwas in den Händen, das einen weiterbringt.»