Zu Gast im Aquarell-Einführungskurs

Ein Einführungskurs an der Schule für Gestaltung ist perfekt, um Kreativluft zu schnuppern – auch ohne Vorkenntnisse. Ich hab's im Aquarellkurs ausprobiert. Und es nicht bereut.
Samstagmorgen im Riethüsli, ein Schulzimmer im Gestaltungstrakt des GBS, Holztische, auf jedem liegen Klebeband, Schälchen und Haushaltspapier bereit. Noch etwas scheu kommt Teilnehmerin um Teilnehmer in den Raum. Wir packen unsere mitgebrachten Farbkasten und Pinsel aus, schauen verstohlen nach links und rechts, neugierig, was der Pultnachbar so dabei hat. Wir kennen einander nicht. Aber uns verbindet ein Hobby: Aquarellmalen.
Jeden und jede von uns hat es auf einem anderen Weg in diesen Einführungskurs der Schule für Gestaltung verschlagen. Da ist der Mann, dem seine Arbeitskollegen einen Gutschein geschenkt haben. Da sind Mutter und Tochter, die Aquarellmalen als gemeinsame Leidenschaft entdeckt haben. Da ist eine Künstlerin, die in ihrem Atelier eigentlich mit Keramik arbeitet und etwas Neues ausprobieren will. Da ist ein pensionierter Oberstufenlehrer, der gerne kreativ ist. Und da bin ich, die sich die Maltechnik im Corona-Shutdown mit Youtube-Tutorials beigebracht hat und nun die Theorie von der Basis an lernen will.
Es braucht vor allem eines: Geduld
Dafür zuständig ist Alicia Roffler. Die Kursleiterin unterrichtet auch Gestaltung an der Kantonsschule und hat langjährige Erfahrung in der Aquarellmalerei. Die Stimmung ist schon nach der Vorstellungsrunde locker. Bevor wir uns auf Pinsel und Farben stürzen, gibt's aber eine Einführung in die Theorie. Alicia Roffler erklärt die verschiedenen Techniken, wann sie geeignet sind und wann nicht. «Aquarell ist eine anspruchsvolle Technik», sagt sie. «Aber jeder und jede kann sie lernen. Es braucht einfach Geduld.»
Dann geht's los mit den ersten Übungen. Wir testen uns langsam heran und starten mit dem Feuchtigkeitsgrad des Untergrunds. Wie verhält sich die Farbe, wenn das Papier nass ist? Was passiert, wenn der Pinsel durchtränkt ist, das Papier aber trocken? Wir üben die verschiedenen Grundtechniken, Alicia Roffler gibt uns einzeln Tipps und erklärt, für welche Motive wir welche Techniken nutzen können. Nächster Schritt ist die Lasurtechnik: Wir lernen, verschiedene Schichten übereinander zu legen und dadurch spannende Effekte zu kreieren. Auch wenn der Tag durchgetaktet ist, hat jeder genügend Zeit, um im eigenen Tempo zu arbeiten. Alicia Roffler streift durchs Klassenzimmer und schaut uns über die Schultern. Das Schwierigste momentan: Zu warten, bis die eine Schicht trocken ist und die nächste darübergelegt werden kann.

Motive als Inspiration und Orientierung
Nach der Mittagspause wird der Schwierigkeitsgrad nochmals etwas erhöht. Wir arbeiten jetzt alle an unserem eigenen Motiv. Das weisse Papier vor mir lässt mir schier unendliche Möglichkeiten, überfordert mich aber auch ziemlich. Wo anfangen? Umso froher bin ich darüber, dass ich wie von Alicia im Vorfeld vorgeschlagen, einige Motive als Inspiration mitgebracht habe. Das gibt mir eine grobe Orientierung und ich wage mich an einen Wald in der Dämmerung, in blau-schwarz.
Auch die anderen Teilnehmenden haben Motive dabei: Porträts, Bilder von Sonnenuntergängen, Gegenständen oder Landschaften. Jetzt nimmt der Kurs so richtig Fahrt auf. Anfängliche Hemmungen sind längst verflogen. Jeder malt drauf los, zwischendurch ertönt ein Haarföhn, damit das Trocknen schneller geht, wir zeigen uns unsere Ergebnisse und staunen nicht schlecht darüber, was in dieser kurzen Zeit alles entstanden ist.
Und plötzlich ist es 15 Uhr. Der Tag ist wie im Flug vergangen. Wir haben viel gelernt über die Basics der Aquarellkunst, die einen oder anderen spielen sogar mit dem Gedanken, den weiterführenden Kurs an der Schule für Gestaltung zu besuchen. Und als auch die letzte Schicht auf meinem Bild getrocknet ist, packe ich es ein und gehe zufrieden nach Hause. Der Kurs ist zu Ende, meine Leidenschaft hat aber gerade erst so richtig angefangen.