Bauführer/-innen auf dem Weg an die eidg. Fachprüfung: Schon der Start ist ein Meilenstein
Der Berufsabschluss des Bauführers wird neu über eine eidgenössische höhere Fachprüfung erworben. Ausserdem werden die Sozial- und Selbstkompetenzen viel stärker gefördert. Die erste Klasse, die nach diesen Veränderungen im Jahr 2027 abschliessen wird, ist in ihre berufsbegleitende Weiterbildung gestartet – ein Meilenstein für die Baukaderschule St.Gallen.
Der Schweizer Baumeisterverband will dem sozialen Umgang noch mehr Rechnung tragen, weil Bauführer/-innen Mitarbeitende führen und mit Bauleiter/-innen regelmässig kommunizieren. Deshalb war es passend, dass die neue Klasse mit angehenden Bauführern/-innen mit dem Modul Selbstmanagement und Arbeitstechnik bei Dozentin Gabriele Righetti gestartet ist. Der Fokus liegt auf den Sozial- und Selbstkompetenzen. Die Anzahl dieser Lektionen wird um gut 40 Prozent erhöht. Dazu sagt Gabriele Righetti: «Die Zeiten ändern sich. Diese Kompetenzen sind heute gefragter als früher und nehmen daher einen grösseren Teil des Unterrichts ein.»
Student Marco Frick befürwortet diese neue Gewichtung: «Diese Kompetenzen helfen zum Beispiel bei Bewerbungen, geeignete Kandidaten/-innen besser auszuwählen.» Dank der frühen Ansetzung dieses Moduls werden die Studierenden ihr Betriebspraktikum mit einem entsprechend gefüllten Rucksack an theoretischem Wissen beginnen.
Ein Mega-Projekt mit Teamwork umgesetzt
Bruno Mitterer, Prorektor der Baukaderschule St.Gallen, begrüsste die Studierenden an ihrem ersten Unterrichtstag an der Schreinerstrasse 5. Er gratulierte zur Wahl der Weiterbildung, denn: «Die Bauindustrie braucht Kaderleute wie euch.» Für die Schule sei der Start ein Meilenstein, da die Umstellung vom HF-Lehrgang zur Weiterbildung mit eidg. höherer Fachprüfung ein Mega-Projekt gewesen sei. Neu wird sehr viel bauspezifisches Fachwissen vorausgesetzt. Fächer wie Baustelleneinrichtung, Geologie und Grundbau fallen weg. «Möglich ist diese Umstellung dank dem Einsatz der Lehrgangsleitung, den Dozierenden und dem Sekretariat», dankt Bruno Mitterer.
Die Umsetzung des sogenannten Masterplans 2030 des nationalen Baumeisterverbands wirkt sich auch auf die Teilnahmebedingungen aus. Zugelassen für das Studium Bauführung HFP und die Abschlussprüfung ist, wer einen EFZ- oder Maturitätsabschluss und vier Jahre Berufspraxis im Bauhauptgewerbe vorweist. Von den vier Jahren Berufspraxis müssen zwei als Bauführer/-in geleistet worden sein.
Auch zugelassen für die Prüfung ist, wer über einen Tertiär-Abschluss wie den Bauvorarbeiter oder Baupolier verfügt. Zusätzlich müssen in diesem Szenario zwei Jahre Berufspraxis im Bauhauptgewerbe, wovon zwei Jahre in Bauführertätigkeit, vorgewiesen werden.
Quereinstieg möglich
Diese Änderungen bedeutet, dass der Weg zum Bauführer nicht zwingend schrittweise über die Weiterbildungen zum Bauvorarbeiter und anschliessend zum Baupolier führt. Davon profitiert Philipp Mannhart, der als Quereinsteiger in den Bauführer-Lehrgang an der Baukaderschule St.Gallen gestartet ist. 17 Jahre lang war er als Ingenieurholzbauer in Rumänien tätig. «Ich wollte etwas anderes erleben und im Ausland führst du bei einem Bau automatisch verschiedene Tätigkeiten aus», sagt Philipp Mannhart. Vor eineinhalb Jahren kehrte er in die Schweiz zurück und wurde als Bauführer eingestellt. Über seinen Weg sagt er selbst: «Für mich ist diese Chance ein Wunder. Ich wollte wieder in einem Betrieb tätig sein und mit den unterschiedlichsten Mitarbeitenden auf dem Bau zusammenarbeiten.»
Philipp Mannhart ist sich der Herausforderung bewusst, denn das Wissen eines Vorarbeiters und eines Baupoliers wird im Lehrgang Bauführung HFP vorausgesetzt. Durch sein Umfeld hat er sich bereits in die Unterlagen von der Baupolierschule eingelesen. Ausserdem hat mehr als die Hälfte des aktuellen Bauführer-Jahrgangs den Lehrgang Baupolier/-in mit eidg. Fachausweis an der Baukaderschule St.Gallen besucht. An Unterstützung wird es Philipp Mannhart nicht fehlen. Lehrgangsleiter Roland Lohri gab den Studierenden zum Start folgendes mit auf dem Weg: «Gebt euch Zeit, kommt in dieser Weiterbildung an und nehmt möglichst viel mit.»
Bauführer/-innen gehen die Extrameile
Mit den Anpassungen gestaltet der Schweizerische Baumeisterverband die Karrieremöglichkeiten attraktiver. Nicht verändert – im Vergleich zu früher – hat sich die Tatsache, dass Bauführer/-innen auf dem Arbeitsmarkt sehr gesucht sind. Roland Lohri erklärt: «Die Aufgaben sind attraktiv und gerade technisch vielseitig. Man arbeitet sowohl im Team als auch sehr selbstständig. Bauführer/-innen übernehmen Verantwortung und gehen die Extrameile.» Dadurch haben sie innerhalb des Unternehmens vielversprechende Aufstiegsmöglichkeiten.
Die Baukaderschule St.Gallen ebnet den Weg für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter. Mit einem interaktiven Präsenzunterricht vermitteln die Dozierenden den Studierenden das relevante Werkzeug für die Entwicklung ihrer individuellen Kompetenzen. Da gemäss Lehrplan unterrichtet wird, werden die ersten Absolvierenden des Lehrgangs Bauführer/-in im Bauhauptgewerbe mit eidg. Diplom im Jahr 2027 wie gewohnt gut auf die eidgenössische Prüfung vorbereitet sein.