Dein Mindset entscheidet – negative Gedanken haben keinen Platz
Mentale Stärke entscheidet über Erfolg – im Alltag, im Sport und in der Schule. Auch in den Brückenangeboten des GBS St.Gallen ist die richtige Einstellung ein zentraler Faktor: etwa wenn Lernende eine Lehrstelle suchen oder ihre ersten Sätze auf Deutsch lernen. Am Weiterbildungstag für die Lehrpersonen der Brückenangebote erklärte Mentaltrainerin Monika Wicki-Hess, wie negative Verhaltensmuster durchbrochen und Gedanken gezielt gesteuert werden können.
Der ganz persönliche Countdown während den letzten Minuten vor einer Prüfung kann sich wie folgt abspielen: Nach dem Gang zur Toilette aufrecht auf dem Stuhl Platz nehmen, einen Schluck aus der Wasserflasche trinken und die Hände sowie die Finger dehnen. Bevor die Prüfung ausgeteilt wird, tief und rhythmisch atmen. «Das setzt Energie frei – und wenn man sich bewusst auf die Atmung konzentriert, können negative Gedanken gar nicht erst aufkommen», erklärt Monika Wicki-Hess eine Methode, mit der Lernende einen optimalen Leistungszustand erreichen können.
Monika Wicki-Hess unterstützt Profisportler wie Skistar Marco Odermatt als Mentaltrainerin. Sie berät auch eine Sopransängerin, eine Astrophysikerin oder Prüfungsteilnehmende darin, wie sie ihr Gedankenmuster umformulieren können. Oft denken Menschen nämlich ans Worst-Case-Szenario, statt sich das Bestmögliche vorzustellen. Die ehemalige Skirennfahrerin sagt ganz deutlich: «Wenn ich einen Plan verfolge oder eine Strategie umsetze und dabei Fehler passieren, ist es wichtig, darüber nachzudenken, was wir daraus lernen können, was wir mitnehmen – und unseren Blick nach vorne zu richten. Wie wird es sich anfühlen, wenn ich die Herausforderung gemeistert habe?»
Der Weg zur Winner-Mentalität
Mentale Stärke setzt voraus, dass man unter Druck konstruktiv, positiv und realistisch denken kann – und dabei innerlich ganz ruhig wirkt. Positive Sätze sickern aber nur langsam vom Bewusstsein ins Unterbewusstsein. Sich eine Winner-Mentalität anzueignen, ist hartes Training. Schüler/-innen, Athleten/-innen und Personen im Alltag generell sollen…
- … aus jeder Situation das Bestmögliche machen.
- … Herausforderungen sehen und die Chance nutzen.
- … Erholung, Regeneration und Entspannung höher gewichten, um optimale Leistungen abrufen zu können.
- … lösungsorientierte Selbstgespräche führen und die eigenen Stärken thematisieren.
- … Aufgaben und Handlungen visualisieren.
«Das geht runter wie Honig»
Das eigene Ziel zu visualisieren, hilft, sich überhaupt auf den Weg zu begeben und diesen nicht aus den Augen zu verlieren. Um eine persönliche Motivationsstütze auszumachen, helfen sowohl extrinsische wie auch intrinsische Motive. «Die Schüler sollen ein Ziel definieren, idealerweise zeichnen, das in ihnen Emotionen weckt. Sie sollen Spass daran haben und es wirklich wollen», sagt Monika Wicki-Hess.
Wenn Menschen vollständig in eine Tätigkeit vertieft sind, die ihnen Spass macht und gleichzeitig herausfordernd und belohnend ist, sind sie im Flow. Bevor Lernende der Brückenangebote nach diesem Idealzustand streben können, müssen sie zuerst wissen, wohin sie wollen. Dabei handelt es sich um die Frage aller Lebensfragen, der man sich in kleinen Schritten annähern kann. Zum Beispiel sollen sich die Lernenden zuerst ihren eigenen Stärken bewusst werden. Oder sie äussern ihre Wunschvorstellungen kreativ, indem sie sich ihr Leben als nächsten Netflix-Streaminghit vorstellen.
Wenn die Lernenden zudem aufgefordert werden, sich gegenseitig ihre Stärken zu charakterisieren und ihre gegenseitige Wertschätzung auszudrücken, wirkt sich das aufs Selbstvertrauen aus. Und dieses ist essenziell, um sich an Neues sowie Ungewohntes zu wagen und seine Ziele zu erreichen. «Von anderen zu hören, was ich gut mache, geht runter wie Honig. Das machen wir viel zu selten», sagt Monika Wicki-Hess.
Nie den Fokus verlieren
Ihren Input reichert Monika Wicki-Hess mit verschiedenen eigenen Beispielen an. Den Lehrpersonen zeigt sie einen Ausschnitt vom Riesenslalom an der Weltmeisterschaft 1982.
Als 17-Jährige und Weltcup-Neuling lag sie damals hinter ihrer Cousine Erika Hess auf Medaillenkurs, ehe sie im zweiten Lauf ausschied. Sie verlor damals den Fokus und dachte bereits mit Bedenken daran, wie sie als Medaillengewinnerin vor einem derart grossen Publikum im Mittelpunkt stehen würde. «Mit deinen Gedanken darfst du nie in die Zukunft abdriften, ansonsten bist du nicht mehr bei deiner Aufgabe», erklärt sie.
Heute gibt Monika Wicki-Hess wertvolle Strategien mit auf dem Weg, wie Personen ihr Leben selber in die Hand nehmen und positive Gedanken forcieren können. Der Debriefing-Phase schreibt sie dabei eine wesentliche Rolle zu. Nach einer Enttäuschung folge zuerst die emotionale Verarbeitung, erst mit ein wenig Distanz soll das Geschehene nüchtern analysiert werden. «Dabei werden konsequent die Stärken analysiert – was ist mir gut gelungen? – sowie neue Lernziele und ein neuer Fokus gesetzt», erklärt sie eine von mehreren vorgestellten Methoden, mit welchen die mentale Stärke der Lernenden gesteigert werden kann.