Die Baubranche kann effizienter sein – dank digitalisierten Workflows
Das ist stark! Über die Hälfte der Teilnehmenden des Kurses BIM-Manager verfügt über eine BIM-fähige Software im Unternehmen und nutzt sie. Jetzt vertiefen sie an der Baukaderschule St.Gallen ihr Wissen und setzen ein Projekt mit BIM auf. Das sei notwendig, denn die Baubranche könne effizienter agieren, sagt Referent Simon Dilhas.
Simon Dilhas steigt mit einer Frage in den Kurs ein, die für Stirnrunzeln sorgt: «Seid ihr euch sicher, dass ihr BIM-Manager werden wollt? Das ist nämlich keine gute Idee.» Kunstpause. Der gelernte Architekt und heutige Berater für Baufirmen, die digitale Workflows einführen wollen, löst auf. «Die Digitalisierung wird das Bauwesen auch in den nächsten 30 Jahren prägen. Ob es sich dabei um Building Information Modeling handelt, weiss ich nicht. Unabhängig davon ist es wichtig, dass wir das Projektmanagement im Griff haben», erklärt er. BIM sei eine Methode, um Projekte zu managen.
Kursteilnehmer Andy Zerwas vom Ingenieurbüro Ferdy Kaiser war zum Beispiel während eines Spitalprojekts froh, einen digitalen, detaillierten Aufteilungsgrad zur Hand zu haben. «Für das Sperrzonenmodell war es praktisch. Das Modell gibt an, welche Zonen statisch tragend sind», erzählt der Bauingenieur. Weiter interessieren sich die Teilnehmenden vor allem dafür, wie die BIM-Kompetenzen in Ausschreibungen und Offerten einfliessen sollen.
Ein Mix, von dem alle profitieren
René Burtscher ist Projektleiter bei der Südostbahn und hebt die Möglichkeit der digitalen Archivierung hervor. «Die Modelle über ein Projekt können Jahre später wieder genutzt werden, weil sie digital hinterlegt sind», sagt er. Er erhoffe sich vom Kurs, die Arbeitsmethode BIM noch besser und vor allem vertiefter zu verstehen. Sein Vorteil: Simon Dilhas führt im Kurs nicht nur durch die vorbereiteten Folien. Dem wertvollen Erfahrungsaustausch wird viel Platz eingeräumt. Dilhas gefällt der Teilnehmenden-Mix: «Wir haben Architekten, Bauherren, Ingenieure und einen ausführenden Unternehmer. Die gesamte Wertschöpfungskette ist vertreten. So können alle voneinander profitieren.»
Diego Resegatti (Projektleiter) und Dirk Gross (Ausführungsplanung) sind bei Halter Hunziker Architekten bereits BIM-Ansprechpartner. Entsprechende Kenntnisse werden von ihnen bei verschiedensten Projekten gefordert. Dirk Gross hält fest, dass digitale Arbeitsabläufe zwar dem Zeitgeist entsprechen. Er fühle sich aber nicht so, als ob er gezwungen sei, den BIM-Trend mitzumachen. Er will es. BIM beeinflusse die Arbeit positiv. «Vor allem bei komplexen Projekten hilft die visuelle Prüfung anhand 3D-Modellen», sagt Dirk Gross.
«Die Baubranche ist ineffizient»
Wie viel einfacher die Koordination dank 3D-Modellen ist, hat Diego Resegatti bei einem Gewerbebau mit einer grossen Ladefläche und verschiedenster Haustechnik miterlebt. Er verwendet die Software Archicad. Der Projektleiter gibt allerdings zu bedenken: «Ob BIM funktioniert, hängt vom Zusammenspiel zwischen den Projektleitungen ab. Vielfach arbeitet jeder so, wie er es sich gewohnt ist.» Das heisst, es wird häufig noch immer analog gearbeitet. «Es liegt auch daran, dass man den BIM-Aufpreis in den Planungskosten selten in Kauf nimmt», erklärt Diego Resegatti.
Dem Kostenargument hält Simon Dilhas mit einer Studie der ETH Zürich entgegen: «Die Baubranche ist ineffizient. Die Fehlkosten pro Projekt steigen zwischen 8 und 12 Prozent, auch wegen der häufigen Mehrfacheingabe von Daten.» Deshalb fragt er in die Runde, wer bereits eine BIM-fähige Software nutzt. Die Teilnehmenden des Kurses «BIM-Manager» sind weiter als der durchschnittliche Markt. Über die Hälfte hebt die Hand und beantwortet die Frage mit einem Ja.
So gelingt die Effizienzsteigerung
Nicht repräsentative Umfragen zeigen das folgende Bild: 90 Prozent der Planungsbüros haben eine BIM-fähige Software im Haus und 50 Prozent nutzen gewisse BIM-Aspekte dieser Software. Dabei optimiert BIM die Zusammenarbeit durch visuelle Kommunikation.
Varianten werden digital simuliert und automatisierte Workflows führen zu einer Effizienzsteigerung. Nach Abschluss des Kurses von Simon Dilhas sind die Teilnehmenden in der Lage, einen BIM-Abwicklungsplan auf Basis der Informationsanforderungen des Auftraggebers zu entwickeln.