Frühstücksgespräch: Die neusten technischen Möglichkeiten nicht verschlafen
Am Frühstücksgespräch der Baukaderschule St.Gallen erklärt Johannes Maunz, wie Hexagon mit Künstlicher Intelligenz (KI) digitale Zwillinge erstellt und diese weiterentwickelt. In der Gebäudeautomation rechnet Marcel Schöb, der zweite Referent, damit, dass Cloud-basierte Lösungen immer wichtiger werden.
Donnerstag, 22. Mai 2025, starten die kostenlosen Frühstücksgespräche wieder um 7:30 Uhr an der Schreinerstrasse 5. Gesprochen wird dann über «Kreislaufwirtschaft und das Schweizer Bauwesen» (Referentin: Marloes Fischer) und «Zirkuläres Bauen mit Beton» (Referent: Peter Kuhnhenn). Anmeldungen sind noch möglich.
Die Kundenprojekte von Hexagon in Heerbrugg SG und der St.Galler IBG Engineering AG unterstreichen die hohe Kompetenz der Referenten am zweiten Frühstücksgespräch der Baukaderschule St.Gallen. Johannes Maunz, Vice President Artificial Intelligence bei Hexagon, berichtete darüber, wie die Anzahl Verkehrsschilder für die Stadt München digital erfasst wurde. Marcel Schöb, IBG-Teamleiter Prozessautomation, erzählte unter anderem über Aufträge des Kantonsspital St.Gallen und der Justizvollzugsanstalt in Cazis.
Anhand der Beispiele wurde den Teilnehmenden vor Augen geführt, wie sich die Technik bis heute bereits weiterentwickelt hat und wohin der Weg in absehbarer Zukunft führen dürfte. Über den Auftrag in München sagt Johannes Maunz: «Vor 40 Jahren wären Mitarbeitende mit Block und Kugelschreiner rausgeschickt worden und für mehrere Wochen beschäftigt gewesen.» Mit der Unterstützung von Hexagon wurde markant schneller und ressourcenschonender ein digitaler Zwilling der bayerischen Landeshauptstadt erstellt.
Präzise Messungen liefern eine gute Datengrundlage
Das international tätige Unternehmen Hexagon entwickelt und produziert in Heerbrugg hochpräzise Messinstrumente und Softwarelösungen. Mit KI-Unterstützung werden ausserdem digitale Zwillinge erstellt. Diese virtuellen Modelle erfassen Daten aus der realen Welt, werten sie aus und ermöglichen Simulationen in Echtzeit. Die Stadt München hat – um beim Beispiel zu bleiben – nun genau abgebildet, ob die Verkehrsschilder an einer Stange oder Fassade angebracht sind oder auf einer Brücke stehen.
Der Trendbegriff «Digitaler Zwilling» wird auf unterschiedliche Weise erklärt. Für Johannes Maunz ist die Sache klar: Wie die Schönheit im Auge der betrachtenden Person liegt, gibt es auch beim digitalen Zwilling verschiedene Perspektiven. «Manche benötigen nur wenige Messpunkte eines Bauprojekts, anderen hilft ein vollständiges Profil oder ein komplettes Modell. Entscheidend ist, dass alle die Daten und Ansichten erhalten, die sie für ihre Arbeit brauchen», sagt Johannes Maunz.
Um dies zu gewährleisten hat Hexagon erst kürzlich das robotergestützte 3D-Messgerät Leica iCON iCS50 auf den Markt gebracht, das speziell für den Einsatz auf Baustellen entwickelt wurde. Er ermöglicht präzise Absteckungen und Messungen und nutzt dabei fortschrittliche Technologien wie visuelle Zielverfolgung und automatisierte Arbeitsabläufe.
Die KI lernt selbst aus den Daten
Mit Hilfe von solchen präzisen Messungen werden die vielen einzelnen Daten gesammelt, mit denen die KI trainiert werden kann. «Beim supervised learning wird eine KI mit vorgegebenen Beispielen trainiert. Zu jedem Beispiel geben unsere Mitarbeitenden die richtige Antwort ein, wodurch die KI lernt», erklärt Johannes Maunz.
In der anschliessenden Fragerunde wurde er gebeten, den Unterschied von KI zur konventionellen Programmierung zu erläutern. Ein Programmierer schreibe klare Regeln und Vorgaben, schilderte Johannes Maunz. Während der Computer diesen Anweisungen genau folgt, lernt die KI selbst aus den Daten.
Gebäudeautomation gestern – heute – morgen
Daten waren anschliessend auch bei Marcel Schöb ein Thema. Als mögliche Trends in der Gebäudeautomation sieht er einerseits Cloud-basierte Lösungen, die Daten zentral speichern und von überall her zugänglich machen. Zudem geht er davon aus, dass durch den Einsatz von Sensoren und Datenanalysen potenzielle Probleme in Gebäudesystemen frühzeitig erkannt werden. «Das ermöglicht eine vorausschauende Wartung und Ausfallzeit werden reduziert», sagt Marcel Schöb.
Der Teamleiter Prozessautomation der IBG Engineering AG erinnerte in seinem Referat an die Anfangszeiten. In einem Bürohochhaus um 1980 wurden die Heiz- und Kühlreise noch über pneumatische Stellantriebe geregelt, gesteuert durch ein SPS-Programm. Und erst seit 2006 ist KNX der weltweit anerkannte Standard für die Haus- und Gebäudeautomation. «Heute sind wir uns Smart-Home-Anwendungen gewohnt. Wir nehmen sie als selbstverständlich wahr», erklärt Marcel Schöb. In Spitälern wird beispielsweise registriert, wo und wie viele medizinische Geräte oder Betten im Gebäude vorhanden sind, beziehungsweise wo diese abgestellt sind. Oder durch die Belegungsmessung werden nur Räume gereinigt, die auch wirklich benutzt werden.
Für Marcel Schöb steht ausser Frage, dass der Weg in der Gebäudeautomation zunehmend in Richtung smarter und vernetzter Systeme führt. Er rät den Teilnehmenden des Frühstücksgesprächs: «Schlafen dürfen wir nicht, sonst verlieren wir den Anschluss. Probieren wir aus.»