IDPA 2025: Fermentieren, Forschen, Formeln

Von fermentierten Lebensmitteln über politische Konflikte bis zu Architekturvisionen für Arbon – mit ihren Interdisziplinären Projektarbeiten (IDPA) decken die Berufsmaturitätslernenden am GBS St.Gallen eine beeindruckende thematische Bandbreite ab. Dieser Blog-Beitrag gibt einen Einblick in zufällig ausgewählte Arbeiten.
Eine Degustation während einer Präsentation kommt immer gut an, beim Thema «Veredelte Lebensmittel durch Fermentation» sowieso. Einen Workshop rund um den biochemischen Prozess mitsamt Gestaltungs-/Marketingkonzept stellten Tim Bischofberger, Lia Büchler, Christina Buonaurio und Salomé Willimann vor. Die Lehrpersonen, welche die IDPA-Präsentation bewerten, durften unter anderem Kombucha und fermentierte Karotten kosten. In ihrem Rezeptbuch machen die Berufsmatura-Lernenden eine Salat-Bowl mit fermentierter Roter Bete oder einen Hotdog mit fermentiertem Rotkohl schmackhaft.
Aufgrund solcher gelungenen Präsentationen – es waren den ganzen IDPA-Präsentationstag über um die 80 – war regelmässiger Applaus am GBS-Standort Davidstrasse zu hören. «Die Vielfalt der präsentierten IDPA ist auch dieses Jahr beeindruckend», sagt Franziska Loretan, Prorektorin Berufsmaturität. Die Themen würden die ganze Fächerpalette der Berufsmaturität wieder spiegeln. Von Geistes- und Sozialwissenschaften, über Sprache und Kommunikation, Naturwissenschaften bis hin zu Gestaltung und Kunst.
Aus dem Selbstexperiment gelernt
Die Methodik reicht von Quellen-Analysen, Interviews, Umfragen über (Selbst-)Experimente, bis hin zur Gestaltung von künstlerischen und technischen Produkten. Michelle Egger, Jason Scherrer und Noah Zünd untersuchten beispielsweise die Auswirkungen der Zen-Meditation. «Viele Studien sagen, dass Meditation den Schlaf verbessert und Stress reduziert. Doch bei unserem Selbstexperiment war das nicht bei allen so», erklärt Jason Scherrer.
Die Gruppe habe gelernt, dass jeder Mensch anders auf Meditation anspricht und es eine Rolle spielt, wie regelmässig und mit welcher Ernsthaftigkeit meditiert wird. Jason Scherrer sagt: «Für uns war es spannend zu sehen, wie wichtig es ist, selber auszuprobieren und nicht nur auf Studien zu vertrauen. Wir haben gelernt, Geduld zu haben und dranzubleiben, auch wenn nicht sofort Ergebnisse sichtbar sind.»

Der China-Taiwan-Konflikt
Eine andere Gruppe wiederum entwickelte einen Virtual Reality Escape Room, der in einem Zug spielt und drei aufeinanderfolgende Rätsel umfasst. Lea Truog und Raffael Kempf vergleichen den Fachkräftemangel zwischen sozialen Berufen und Maschinenbauingenieuren. Und für die IDPA «Gründe für eine Alkoholsucht: Einflussfaktoren, Verlauf und Folgen» wurden Interviews mit Betroffenen geführt. Zusätzlich zeigen Umfragen auf, wie äussere Einflüsse die Entwicklung einer Sucht fördern können.
Auch politische Themen, wie der China-Taiwan-Konflikt wurden thematisiert. In ihrer Arbeit untersuchen Robin Keller, Ian Nüesch, Jan Schulz zentrale Konfliktpunkte aus den jeweiligen Perspektiven der involvierten Länder. Jan Schulz fasst zusammen: «Da es sich um einen hochkomplexen Konflikt handelt, gibt es keine einfachen Lösungsmöglichkeiten in der jetzigen Situation, die für beide Parteien zufriedenstellend wäre.» Während der Arbeit seien sie auch überrascht worden. Zum Beispiel setze Taiwan seine wirtschaftliche Stärke gezielt als Schutzmechanismus gegen China ein. «Hier erwähnen wir in unserer Arbeit auch die Wichtigkeit der taiwanesischen Chipindustrie», erklärt Jan Schulz.
Ein ikonisches Wahrzeichen für Arbon?
Die Architektur rückte im Zimmer D.105 in den Fokus, genauer gesagt der Bilbao-Effekt. Dieser beschreibt das Phänomen, eine Stadt mit einem ikonischen Bauwerk kulturell und wirtschaftlich aufzuwerten.
Sofia Albisetti, Phoebe Alther und Julia Phan haben den Bilbao-Effekt auf die Stadt Arbon angewandt und dabei das Guggenheim-Museum der spanischen Metropole, die Elbphilharmonie in Hamburg und das Louvre in Abu Dhabi als Referenzbeispiele für Formsprache sowie Materialwahl untersucht. «Während der IDPA haben wir einiges im Zusammenhang mit Gruppenarbeiten dazugelernt, sei es in der Kommunikation oder bei der Zeitplanung», sagt Julia Phan. Zudem haben die Lernenden ihre Recherchefähigkeit gesteigert.
Das Resultat: Am Präsentationstag konnten sie ein Modell des Gebäudes mit Museum sowie Café zeigen. Die Gruppe hält allerdings fest, dass die erforderlichen Investitionen für Arbon hoch und die positiven Auswirkungen nicht garantiert wären. Erfolgsfaktoren seien unter anderem die Lage und die Identifikation der Bevölkerung mit dem Gebäude.
Enorme Kräfte wirken auf Formel-1-Fahrer ein
Im Rahmen der Interdisziplinären Projektarbeit verknüpften die Lernenden mehrere Fachgebiete miteinander – eine wichtige Kompetenz für ein späteres FH-Studium oder auch für anspruchsvolle Aufgaben im Beruf. Anhand physikalischer Berechnungen analysierten Nicolas Jansen, Marius Braun, Antony Stadler und Marius Grütter diverse Unfälle in der Sportart Formel 1. «Unser grösster Lerneffekt ist ganz klar die Zusammenarbeit im Team und die Erkenntnis, dass anhand der Berechnungen aufgezeigt wird, welchen enormen Kräften die Formel-1-Fahrer während eines Crashs ausgesetzt sind», erklärt Antony Stadler.
Die Gruppe beschreibt Systeme wie das HANS-Device (Kopf und Nacken werden geschützt) oder den HALO (bietet Schutz bei Überschlägen und vor herumfliegenden Trümmerteilen). Ausserdem lässt sie in ihrer Arbeit den ehemaligen Schweizer Formel-1-Fahrer Marc Surer zu Wort kommen. Auch bei dieser Präsentation, unterstützt durch packendes Videomaterial, liess der Applaus nicht lange auf sich warten.