Industrial Design HF: Aus Altkleidern einen neuen Baustoff entwickelt
Heute repariert Fabienne Triebelhorn die Taschen des international tätigen Schweizer Taschenlabels Freitag. Auf dem Weg zu ihrem Traumjob arbeitete sie in einem Zirkus und absolvierte das Studium Industrial Design HF an der Schule für Gestaltung St.Gallen. Dort entwickelte sie ein Verfahren, um Altkleider als Baustoff zu nutzen.
Witzig: Exakt auf die Stelle im Team der Repair Station von Freitag bewarb sich Fabienne Triebelhorn während des zweiten Semesters fiktiv. Es ging darum, während der Weiterbildung den Bewerbungsprozess zu üben. «Im Studium zur Industrial Designerin habe ich unglaublich an Selbstbewusstsein gewonnen. Ich habe gemerkt, dass ich das kann», sagt sie. Vor den sechs berufsbegleitenden Semestern habe sie häufig das Gefühl gehabt, dass irgendetwas für den nächsten Schritt fehle. Heute empfiehlt sie sich bei Freitag dafür, die Taschen nicht nur zu reparieren, sondern demnächst auch zu designen.
Bereits früher hat die gelernte Tierärztin Taschen selber genäht. Fabienne Triebelhorn brachte sich das Handwerk selbst bei. Das Material besorgte sie sich während ihrer Tätigkeit beim Zirkus Monti. Dort hing sie die Plakate auf oder unterstütze beim Einlass und Abbau. Eines Tages durfte sie eine Zeltblache übernehmen und stellte daraus die Taschen her.
An Profil gewonnen
Fabienne Triebelhorn avancierte zur Materialexpertin. Das half ihr auch während dem Studium: «Ich habe mein Expertengebiet, das Nähen von Taschen, mitgebracht. Jeder und jede bringt seinen eigenen Background in den Unterricht ein – das ist sehr befruchtend.»
Als Quereinsteigerin mit HF-Abschluss ist Fabienne Triebelhorn interessant für Unternehmen wie Freitag geworden. Auch deshalb, weil sie sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit dem Recyclingprozess von Kleidern beschäftigte. Bei ihrer Recherche stellte sie fest, dass aus den 80'000 Tonnen Altkleidern, die jährlich in der Schweiz gesammelt werden, rund 58 Prozent einen Secondhand-Wert haben. 42 Prozent des Sammelgutes werden als «nicht mehr tragbar» eingestuft. «Ich konnte in meiner Arbeit das Textil als Ganzes verwerten und es zu einem möglich neuen Baustoff zusammenfügen, der vielseitig einsetzbar ist», erklärt Fabienne Triebelhorn. Das angestrebte Ziel, die 42 Prozent der Altkleider zu nutzen, die nicht secondhand vertrieben werden, sei ihr gelungen.