«Kreativität steckt in uns allen» – das war die Zeichennacht 2025
Einfach machen – ohne Perfektionsdruck. So lud die Zeichennacht 2025 der Schule für Gestaltung St.Gallen zum Entdecken ein. Wer sich durchs vielfältige Kursangebot für Beruf und Alltag bewegte, traf auf Schlingstiche, Caps und Pfannkuchen.
Wie praktisch! Alex begleitet zwei Kolleginnen an die Zeichennacht und kann gleich das Loch in seiner Jackentasche flicken. «Zufälle gibt’s», sagt er schmunzelnd. Von Visible Mending, der kreativen Textilreparatur, hat er vor diesem Abend noch nie gehört. Ebenso war ihm der dekorative Schlingstich unbekannt, den Kursleiterin Katja Frefel vorführte.
In ihrem nächsten Kurs am 21. März 2026 vermittelt sie weitere Techniken und Stiche fürs Upcycling. Katja Frefel erklärt: «Visible Mending ist eine langsame Tätigkeit und braucht Geduld. Oft entsteht die Idee erst während des Tuns. Manchmal hilft ein Plan, doch meistens ist es am besten, einfach anzufangen.»
Cap drauf, Dose schütteln
Denselben Tipp gibt Lionel Umbricht, der vor dem GBS-Eingang an der Demutstrasse zukünftigen Sprayerinnen und Sprayern eine Kostprobe ermöglicht. Auf einer Leinwand lassen die Besucherinnen und Besucher ein Zeichennacht-Graffiti entstehen. «Urban Art lebt vom Ausprobieren. Ich will am Anfang gar nicht zu viel reden», sagt der Kursleiter.
Er ermuntert dazu, mit Formen und Flächen zu spielen und mit den feinen Caps zu beginnen. Über den Sprühkopf sagt er vor der ersten Verwendung dann doch noch: «Cap drauf, von euch weghalten, raufdrehen und die Dose gut schütteln.» Seinen nächsten Kurs wird Lionel Umbricht im Frühling vor der Graffitiwand auf der Kreuzbleiche durchführen.
Den menschlichen Körper studieren
Beim Workshop «Akt und Figur» legte Kursleiter Donat King den Fokus ebenfalls aufs Ausprobieren. Im Zeichnungssaal wurden farbige Post-its verteilt. Wer Beratung und Tipps wünschte, konnte sich entsprechend bemerkbar machen. Ansonsten wurde niemand unnötig beim Zeichnen gestört.
Zeichennacht-Besucherin Barbara wechselte zwischen dem Akt- und dem Porträtzeichnen. Sie besucht die Veranstaltung seit 2017 regelmässig und erklärt ihre Faszination so: «Der menschliche Körper ist lebendig und einzigartig. Beim Aktzeichnen begegnen uns unzählige Formen, Posen und Ansichten.»
Der Pfannkuchen-Vergleich
Schnelle Selbstporträt-Skizzen in Acryl wurden bei Alicia Velázquez gemalt – frei nach einem Selfie vom eigenen Handy. «Beim expressionistischen Selbstporträt geht es nicht nur um Formen, sondern um Emotionen. Acryl ist dafür ideal: Die Farben sind kräftig und bunt», erklärt die Kursleiterin.
Die Maltechnik Acryl bringt Alicia Velázquez am 6. Dezember in ihrem Tageskurs näher. Um Urban Sketching dreht sich bei ihr dann alles ab dem 23. April 2026. Gut möglich, dass sie auch dort wieder einen Vergleich vom Frühstücksbuffet einbaut. An der Zeichennacht führte sie es anschaulich vor Augen: «Papier gibt es genug. Und wie bei Pfannkuchen werden auch beim Malen die zweiten und dritten Versuche meist die besten.»
Andrang bereits vor der Eröffnung
Die Zeichennacht ist für alle kostenlos und richtet sich an Anfängerinnen und Anfänger ebenso wie an Profis. Von 19 bis 23 Uhr konnten auch Workshops zu 3D-Druck, Resilienzcoaching und der Maltechnik Gouache besucht werden. Bereits gut 20 Minuten vor der Eröffnung sicherten sich die ersten Teilnehmenden Plätze beim Porträt- und Aktzeichnen. In der Malwerkstatt von Claudia Züllig wurden am Beispiel eines Kieselsteins natürliche Pigmente erprobt und mit einfachen Methoden realistische Abbilder entworfen.
Die vielfältigen Kunst- und Designkurse der Schule für Gestaltung St.Gallen wurden fleissig ausprobiert. Kursleiterin Alicia Velázquez bringt es auf den Punkt, wenn sie sagt: «Kreativität steckt in uns allen. Es ist immer möglich, die eigenen Emotionen und kreative Persönlichkeit zu entdecken, zu entwickeln und auszuleben.»