Sinnvoll, sinnvoller, visuelle Gestaltung
Mit Kreativität allein lassen sich die Semesterarbeiten der Schule für Gestaltung St.Gallen nicht vollenden. Die Studierenden befassen sich intensiv mit dem ausgewählten Thema und recherchieren. Jana Marotta hat sowohl für ihr Magazin über Pornographie als auch fürs Produktdesign für die Evangelisch-reformierte Kirche des Kanton St.Gallen viele Gespräche geführt.
Für welche Semesterarbeit hättest du dich entschieden? Im Modul Packaging der HF-Weiterbildung Visuelle Gestaltung wählten die Studierenden zwischen zwei Themen. Einerseits war ein Redesign einer bestehenden Produktverpackung möglich. Andererseits konnte die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.Gallen bei ihrer Suche nach neuen Mitarbeitenden unterstützt werden.
Jana Marotta hat sich für eine neue Verpackung für Fruchtsäfte entschieden. Auf dieser wird für die verschiedenen Berufe der Kirche geworben. Die Vorderseite bildet Pfarrer/-innen und Sozialarbeiter/-innen so ab, dass sich junge Erwachsene angesprochen fühlen. Weiter ist die Verpackung mit den Eigenschaften ergänzt, die der Job mit sich bringt. Jana erklärt: «Ich habe eine Umfrage mit Theologie- und Sozialdiakoniestudierenden geführt. Sie haben mir erzählt, weshalb sie der Beruf begeistert.»
Ein sinnvoller Beruf
Die Studierenden interessieren sich für eine Tätigkeit, die Sinn und Hoffnung gibt. Darauf stützt sich Jana bei ihrer Getränkelinie «sinnvoller» und funktioniert die Nährwerttabelle um. Dort sind nun Angaben über den Job zu finden. Ein QR-Code führt zu weiteren Informationen auf einer Landingpage. «Das Design lässt sich auch auf Stofftaschen und T-Shirts anwenden. Auch eine Standaktion ist mit diesem Auftritt erfolgsversprechend. Die Zielgruppe soll emotional abgeholt werden und die Sinnhaftigkeit dieser Berufe erkennen», sagt Jana.
Sie selbst arbeitet als Grafikerin bei der Werbeagentur Mediawork in Romanshorn. Das Gelernte im Studium könne sie vorzu im Berufsalltag anwenden. Ursprünglich schloss Jana eine KV-Ausbildung ab und empfahl sich dann über den gestalterischen Vorkurs Erwachsene (Teilzeit) für das HF-Studium. Als Quereinsteigerin hat Jana in der Kreativszene rasch Fuss gefasst. Auch deshalb, weil sie den Austausch sucht und gründlich recherchiert.
Pro und Contra zur Pornographie
Ein Beispiel: Im dritten Semester stand Jana vor der Aufgabe, einen Stadtführer zu kreieren oder eine Pro- und Contra-Arbeit zu verfassen. Sie beleuchtete die Pornographie und gestaltete das Magazin «Pornografie – zwischen Normalisierung und Tabuisierung». Darin kommen Darsteller/-innen zu Wort und die Geschichte der Pornoindustrie wird erzählt. «Es hat viel Zeit und Energie gebraucht, um überhaupt auskunftsfreudige Gesprächspartner/-innen zu finden. Die Aussagen sind das Spannendste und am Magazin als Endprodukt habe ich grosse Freude», blickt Jana zurück.
Zu den Statements über die Pornographie hat Jana Reflexionsfragen platziert, die die Leserschaft für sich selber beantworten kann. Beim Layout hat sie sich am Playboy orientiert. Das heisst: Grosse Überschriften und viele Bilder. Die gewählte Schrift Helvetica stellt den Bezug zum Internet dar. Im digitalen Raum werden schliesslich am häufigsten Porno konsumiert.
Gegenseitige Inspiration
«Bei den Farben habe ich mich analog dem Rotlichtmilieu für Rot entschieden. Rot drückt die Leidenschaft aus», erklärt Jana. Grün ist die zweite Farbe und steht für Zurückhaltung. Bei der Entscheidungsfindung haben ihr auch die verschiedenen Zwischenpräsentationen geholfen. Sie sagt: «Die Richtung hat sich vorzu abgezeichnet. Step by step.»
Am meisten schätzt sie den Austausch mit ihren Mitstudierenden. Jede und jeder arbeite zwar an seinem eigenen Projekt, aber man profitiere voneinander. «Ich sehe, wie die anderen eine Aufgabe lösen. Das inspiriert mich für meinen Weg», erklärt Jana. Wetten, dass der erste Austausch unmittelbar nach Bekanntgabe der Themen für die Semesterarbeiten erfolgte? Wer entscheidet sich für welches Thema?