Solarbetriebene Leuchte: Es muss keine Siliziumsolarzelle sein
Noah Hirschi hat für sein Vordiplom eine innovative Lichtquelle entworfen. Mit Hilfe einer umweltbewussteren Farbstoffsolarzelle spendet DyeLight auch dann Licht, wenn kein Strom mehr fliesst. Mehr über das Studium Industrial Design HF an der Schule für Gestaltung St.Gallen erfährst du hier.
Die Industrial Designer/-innen sahen sich mit folgender Vordiplom-Aufgabe konfrontiert: «Gestalte eine solarbetriebene Notleuchte. Suche einen Ort, an dem die Notleuchte fix oder zum Wegnehmen platziert ist und im Falle eines überraschenden Stromausfalles jederzeit und sofort zum Einsatz gelangen könnte.» Noah Hirschi hat seine Notleuchte DyeLight getauft. Diese spendet auch ohne Licht Strom. Die sogenannte Grätzel-Zelle nutzt Sonnenlicht oder künstliches Licht als Energiequelle, um Strom zu erzeugen und den Akku zu laden. «Das macht DyeLight ideal für den Einsatz in allen Situationen zuhause», sagt Noah Hirschi.
Im Deutschen wird die 1991 von Michael Grätzel an der EPFL Lausanne erfundene Grätzel-Zelle auch Farbstoffsolarzelle genannt. Im Englischen heisst die Technologie dye-sensitized solar cell, kurz DSSC. Die elektrochemische Farbstoffsolarzelle ist auf kein Halbleitermaterial angewiesen, um Licht zu absorbieren. Verwendet wird ein natürlicher Farbstoff wie beispielsweise der Blattfarbstoff Chlorophyll. «Bei Solarzellen denkt man sofort, an die schwarzen Vierecke, die auf den Dächern montiert sind. Meine Recherche hat ergeben, dass es nicht in jedem Fall eine Siliziumsolarzelle sein muss», erklärt Noah Hirschi.
Emotionen gestalten mit Farben und Formen
Dass Noah Hirschi auf die DSSC-Technik setzt, kommt nicht von ungefähr. Er sagt selbst über sich, dass er einen kreativen Verwirklichungsdrang habe. Er arbeitet in einem Architekturbüro als Modell- und Prototypbauer. Für das Studium Industrial Design HF an der Schule für Gestaltung St.Gallen hat er sich entschieden, weil er professionelle gestalterische Tools erlernen will. «Die ersten Semester waren extrem spannend. Weil es eine berufsbegleitende Weiterbildung ist, kann ich das Gelernte sogleich im Betrieb anwenden», sagt Noah Hirschi.
Studienleiter Markus Pawlick legt auf diese Nähe zur Praxis grossen Wert. Zudem sagt er: «Unsere Studierende können untereinander, mit den Dozenten/-innen und den Firmen ein erstes Netzwerk aufbauen.» Produkte zu gestalten, ist aus seiner Sicht einerseits eine technische Herausforderung. «Andererseits ist es auch eine kulturelle, denn mit Farben und Formen gestalten wir Emotionen.»
Kabellos einsetzbar
Diese Aussage von Markus Pawlick erklärt, weshalb Noah Hirschi sich nicht nur aus technischen Gründen für die Farbstoffsolarzelle entschied. Sie bietet ihm in Kombination mit dem Lampenschirm aus Glas auch einen grösseren Gestaltungsspielraum. «Mit der Farbe lässt sich dadurch spielen. Ausserdem kann der Leuchtkörper auch aus dem gläsernen Lampenschirm entnommen werden und an einen anderen Ort in der Wohnung platziert werden», so Noah Hirschi.
Ihm war wichtig, dass der Leuchtkörper designtechnisch zu einer Wohnungseinrichtung passt und bei einem Stromausfall trotzdem variabel und kabellos fürs Gemüseschneiden oder Babywickeln verwendet werden kann. Die Aufgabenstellung hat Noah Hirschi damit erfüllt – und mit der Farbstoffsolarzelle sogar noch für einen Überraschungseffekt gesorgt.