Was Grafiker/-innen am Pitch sagen und was sie wirklich denken
Was denken Grafik-Designer/-innen, wenn sie Lösungen für ihre Kundschaft suchen? Einen erfrischenden Einblick gaben die Gründer von Data-Orbit, Studio für Visuelle Kommunikation. Die ehemaligen Lernenden Nayla Baumgartner und Fabio Menet mit ihrem Partner Louis Vaucher sind ein gerngesehener Gast in der Umlaufbahn der Schule für Gestaltung St.Gallen – zuletzt an der Tÿpo St.Gallen.
Designer/-innen wählen ihre Worte an Pitches mit Bedacht. Fast jedes einzelne Wort wird im Vorfeld auf die Waagschale gelegt, damit die Kundschaft dann begeistert auf die Idee reagiert. An der Tÿpo St.Gallen nahmen die Gründer von Data-Orbit das Publikum mit hinter die verschlossenen Türen ihrer Agentur. Am Pitch versuchen sich die Designstudios oft mit ausgefeilten Konzepttexten zu übertreffen:

«Wir nutzen das Bildarchiv, maskieren das zentrale Motiv und schaffen so Platz für das Neue und Unbekannte. Der entstandene Raum oszilliert zwischen abstrakt und konkret und soll die angesprochenen Designer/-innen dazu animieren, diesen mit ihren eigenen Visionen zu füllen.»
Weniger blumig waren die gewählten Worte während den Diskussionen. Im konkreten Beispiel verraten Nayla Baumgartner, Fabio Menet und Louis Vaucher, wie ihre Lösung zustande gekommen ist:

«Als Grafiker/-innen sind wir uns gewohnt mit bestehendem Material etwas zu kreieren. Im Wettbewerb mit Illustratoren/-innen und Fotografen/-innen sahen wir die einzige Möglichkeit, auf das vorhandene Bildmaterial von der Webseite der Kunden/-innen zuzugreifen. Dadurch, dass das Motiv maskiert wird, entstehen keine Copyright-Probleme.»
Nayla Baumgartner und Fabio Menet haben während ihrer Berufslehre als Grafiker/-in EFZ die Schule für Gestaltung St.Gallen besucht. An der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK studierten sie anschliessend gemeinsam mit Louis Vaucher Visuelle Kommunikation. Während des Studiums gründeten sie ihr Studio Data-Orbit. Sie realisieren vielseitige Projekte in den Bereichen Kultur, Kunst und Marke. Ihr Fokus liegt auf der Wechselwirkung statischer und bewegter Medien.
Ihr Weg führt Nayla Baumgartner, Fabio Menet und Louis Vaucher öfters wieder zurück an die Schule für Gestaltung St.Gallen. 2019 gehörten sie zu den Gewinnern/-innen der 100 besten Plakate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und waren an der Vernissage in der Riethüsli-Aula. Seit 2021 unterrichtet Fabio Menet digitale Gestaltung bei den Grafiker/-innen EFZ und 2022 führten sie die Propädeutikum-Klasse durch einen einwöchigen Motiondesign-Workshop.
Nie fertig gestaltet
An der Tÿpo St.Gallen im November unterhielten die Drei von Data-Orbit das Publikum mit ihren Einblicken bestens. Alle in der Aula konnten ein Lied über eigene Erinnerungen an blumige Überhöhungen einfacher Ideen singen.
Fabio Menet berichtete unter anderem über das Redesign des Ostschweizer Kulturmagazins Saiten: «Für uns bedeutet das Konzept der Collage, dass das Heft nie fertig gestaltet ist. Wir wollen experimentieren, jeden Monat gestalten und nicht nur den Inhalt abfüllen. Zudem erlaubt uns die Collage-Referenz auf vielfältige Vorgaben und Inputs schnell zu reagieren, ohne dass die neuen Elemente zu Fremdkörpern werden.»

«Für die Identität des Magazins bedeutet die Collage eine Betonung der Vielfalt an Themen und Inhalten. Der Leserschaft wird signalisiert: das Magazin agiert vielstimmig.»