Der Design-Oscar geht nach St.Gallen!
Julia Nigg, Sabrina Hänggi und Lia Köppel gewinnen einen New Blood Award! Die HF-Studierenden der Visuellen Gestaltung reichten für den internationalen Design-Wettbewerb eine gestalterisch und inhaltlich eindrückliche Kampagne ein. Das Trio regt frei nach Kurt Tucholsky dazu an, unser Konsumverhalten zu überdenken: «Ja, möchste das?»
Über die Leistung von Sabrina Hänggi, Lia Köppel und Julia Nigg gibt es keine zwei Meinungen. Die Prorektorin der Schule für Gestaltung St.Gallen, Bereich Weiterbildung, ist begeistert. Kathrin Lettner würdigt: «Es fühlt sich so an, als ob man einen Oscar gewinnt. Ich bin enorm stolz auf die Studierenden. Ihre Leistung ist mega.»
Die internationalen New Blood Awards – das sind echte Aufträge, vorgegeben von echten Kunden, bewertet von den Kreativsten der Branche. Deshalb spricht auch Co-Lehrgangsleiter Roland Stieger von einem ausserordentlichen Erfolg. Der New Blood Award lasse die Schule auf der internationalen Design-Landkarte erstrahlen.
Stolz und glücklich sprechen Julia, Sabrina und Lia über ihre Auszeichnung. Wenige Wochen vor der Diplomübergabe sei dies ein schöner Abschluss ihres berufsbegleitenden HF-Studiums. «Als wir erfuhren, dass wir einen Award erhalten, waren wir überwältigt», sagt Sabrina und Lia ergänzt: «Es fühlt sich wie ein riesiger Meilenstein an, den wir erreicht haben.» Jetzt freuen sich die Drei darauf, im Juli an der Preisverleihung in London teilzunehmen. «Dort erfahren wir, welches Award Level wir erreicht haben. Wir sind gespannt», sagt Julia.
Lust auf die Challenge
Die New Blood Awards sprechen Studierende der Fachrichtungen Werbung, Design, Digitales und Marketing an. Durchgeführt wird der internationale Wettbewerb von der Vereinigung D&AD (Design and Art Direction) mit Sitz in London. «Wir haben die Briefings für den Award in unseren Unterricht integriert. Während den Präsentationen der Projektarbeit prüften wir das Potenzial», erklärt Lehrperson Chris Ehni. Ob die Entwürfe eingereicht werden, entschieden die Studierenden selbst.
Den Entscheid für das Briefing «Google Fonts & The Typographic Circle» fällten Lia, Julia und Sabrina bewusst. Es war eine Herzensangelegenheit, da sich die drei Gestalterinnen für Typografie und Literatur interessieren. Sie lieben Schriften und die damit verbunden kreativen Einsatzmöglichkeiten. «Besonders im Zusammenhang mit einem Gedicht – diese Challenge wollten wir uns nicht entgehen lassen», erklärt Sabrina. Entstanden ist die Kampagne «PÖAPÖ».
Ein Kassenbon als key visual
Das Briefing hatte es in sich. Für den New Blood Award 2024 suchte das Trio ein Gedicht aus, um es für eine typografische Kampagne einzusetzen. Die Vorgaben: Die Kampagne soll dazu animieren, sich für den Umweltschutz einzusetzen. Sie soll Hoffnung ausdrücken und einerseits lokal im Land der Wettbewerbs-Teilnehmenden umgesetzt werden, andererseits auch global funktionieren.
Die Lösung: Das Umweltproblem wird visuell durch einen Kassenbon dargestellt, der für Konsum steht. Er ist ein Symbol dafür, dass die Konsumenten/-innen selber einen Einfluss auf das Angebot und die Nachfrage haben. Zusammen mit dem neu interpretierten Gedicht «Das Ideal» von Kurt Tucholsky aus dem Jahr 1927 entsteht eine stimmige Kampagne.
Die Studentinnen rücken den Satz «Ja, das möchste» aus dem Gedicht in den Fokus. Im Projektbeschrieb schreiben Sabrina, Julia und Lia: «Diese Botschaft steht dafür, dass man glaubt, alles haben zu müssen, um zufrieden zu sein. Wir zeigen, dass wir ein neues Ideal schaffen können. Mit jedem Cent den wir ausgeben, treffen wir eine Entscheidung.»
Aus «Ja, das möchste» wird «Ja, möchste das?». Ins Englische übersetzt – eigens für die Wettbewerbsteilnahme – klingt es noch kräftiger: Aus «Yes, I want this.» wird «Do I really want this?».
PÖAPÖ – Umweltschutz step by step
Die Drei sind sich einig: Der gesamte Auftrag sei eine grosse Herausforderung gewesen. Lia zählt auf: «Gedicht, Typografie, Aktivismus, Umweltschutz, Hoffnung, Lokalität… Es war schwierig das alles in einem runden und nicht zu komplexen Projekt zusammenzubringen.»
Die Studentinnen der Visuellen Gestaltung HF haben es trotzdem geschafft – und wie! Roland Stieger ordnet ein und sagt: «Die Arbeit von Julia, Sabrina und Lia ist inhaltlich wie gestalterisch sehr stark. Das Gedicht von Kurt Tucholsky haben sie sehr schön in die heutige Zeit übersetzt.» In seinem Werk «Das Ideal» reflektierte Kurt Tucholsky bereits 1927 die politischen und sozialen Bedingungen kritisch.
Es war auch hilfreich, dass das Trio die gleichen Prinzipien verfolgt, wenn es um den Umweltschutz und unsere Erde geht. Julia sagt: «Niemand ist perfekt und lebt hundertprozentig nachhaltig. Aber wir wollten etwas schaffen, das step by step, PÖAPÖ, in die richtige Richtung geht.»
New Blood Award: Nicht der erste Erfolg für die Visuellen Gestalter/-innen
Mit Estelle Müller und Nina Boschetti haben zwei Absolventinnen des HF-Lehrgangs Visuelle Gestaltung, Jahrgang 2017 bis 2020, bereits vor vier Jahren einen New Blood Award gewonnen. Sie entwarfen das Online-Game «No Shame in the Game». Die Spielerinnen setzen sich unverkrampft mit der eigenen Lust auseinander – und brechen so Frage für Frage das Tabu, über die sexuelle Lust von Frauen zu sprechen.
Im berufsbegleitenden Studium Visuelle Gestaltung lernst du, wie du aussergewöhnliche Konzepte entwickelst, mit denen du dich in der Welt der visuellen Gestaltung behaupten kannst.