Wie kommt das Huhn auf den Teller?
Jolanda Aschwanden hat bereits an einem Wettbewerb gewonnen, obwohl ihr HF-Studium an der Schule für Gestaltung St.Gallen erst ein Semester alt ist. Die Fotografie-Studentin stellt in der Fotogalerie Embrach ZH ein Werk aus auf dem ein Huhn der Star ist. Eine Jury bestehend aus vier Mitgliedern hat unter mehreren 100 Einsendungen 15 Bildern für die Ausstellung Porträtfotografie ausgewählt.
«Zum (Fr)essen gern» – das Bild von Jolanda Aschwanden zeigt das Seidenhuhn Brunhilde mit ihrer Halterin Tina. Es soll aufzeigen, dass hinter den leckeren Chicken Nuggets ein lebendiges Tier steckt. Ein Lebewesen, das für unseren Genuss sein Leben lassen musste. «Unsere kontroverse Beziehung zu den Tieren wollte ich abbilden. Das war mir ein persönliches Anliegen», sagt Jolanda Aschwanden.
Als sie begann, sich vegetarisch zu ernähren, informierte sie sich darüber, wie die Tiere gehalten werden und wie die tierischen Produkte entstehen. Mittlerweile lebt sie seit zehn Jahren vegan. Die Kernbotschaft ihres Werkes: «Schau hin, was auf deinem Teller ist.»
Brunhilde gluckt
Offensichtlich fühlte sich Brunhilde während des Fotoshootings wohl auf dem Teller. Jolanda Aschwanden lacht und sagt: «Sie befand sich in einer leichten Schockstarre, hat hin und wieder herumgeflattert.» Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Brunhilde als Glucke sowieso gemächlicher unterwegs und wollte ihre Eier ausbrüten.
Ein weiterer Vorteil war, dass das Foto daheim in der Stube von Kollegin und Seidenhuhn-Halterin Tina entstanden ist. Die gewohnte Umgebung wurde einzig durch einen mobilen Hintergrund und eine Blitzanlage verändert. «Das Equipment konnte ich von der Schule ausleihen», erklärt Jolanda Aschwanden.
Wertvoller Austausch im HF-Studium
Jetzt hängt das Porträt von Tina und Brunhilde noch bis zum 10. März 2024 in der Fotogalerie Embrach ZH. Das Werk, das während der allerersten Semesterarbeit an der Schule für Gestaltung St.Gallen entstanden ist, hängt gemeinsam mit 14 anderen aus dem In- und Ausland im rund 100-jährigen Bahnhofsgebäude. Jolanda Aschwanden sagt: «Per Zufall habe ich von diesem Wettbewerb erfahren und das Bild spontan am letztmöglichen Datum eingesandt.
Das vorgegebene Thema der Semesterarbeit «Tier und Wir» interessierte Jolanda Aschwanden primär aus der Sicht des Tierschutzes. Ihre Ursprungsidee war es, Bilder aus einer Massentierhaltung zu zeigen. «Aber solche Aufnahmen kennt man schon und will man nicht sehen. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, das Tier in seiner Würde als schönes Porträt zu zeigen.» Ihre Semesterarbeit ist eine Gegenüberstellung. Ein herziges Kälbchen ist zum Beispiel gleich neben einer Person zu sehen, welche eine Kalbsbratwurst verspeisen will. Die Diskussionen mit den anderen Studenten und der Lehrgangsleitung hätten sehr bei der Auswahl der finalen Bilder für das Projekt geholfen.
Garantierte Durchführung der Weiterbildung
Den Lehrgang Fotografie HF in St.Gallen verfolgt Jolanda Aschwanden schon seit mehreren Jahren. Der Infoabend überzeugte die IT-Softwaresupporterin und selbstständige Fotografin. Die garantierte Durchführung der Weiterbildung war das letzte Puzzleteil zur Anmeldung. Das berufsbegleitende Studium an der Schule für Gestaltung St.Gallen muss auch bei geringer Teilnehmendenzahl nicht abgesagt werden, weil die Erstsemestrigen mit den Drittsemestrigen zusammengelegt werden. «Vom Niveau her geht das ganz gut. Ich bin dann auf die Klassendynamik gespannt, wenn nächsten Sommer die Neuen kommen», sagt Jolanda Aschwanden.
Die Semesterarbeit «Tier und Wir» war für sie sozusagen ein Heimspiel. Ehrenamtlich macht sie Fotos für Tierheime, damit die zu vermittelnden Tiere auch auf der Webseite in Szene gesetzt werden können. Jolanda Aschwanden begeistert: «Ich liebe Tiere und liebe es, sie zu fotografieren. Oft halte ich im Wald nach Wildtieren und Vögel Ausschau.» Ihr Adlerauge wird sie nun in den kommenden Semestern weiter schulen.