Zukunftslabor unter der Erde: Bauplaner/-innen erkunden Versuchsstollen
Im Versuchsstollen Hagerbach in Flums SG wird an der unterirdischen Zukunft geforscht. Forschende nutzten den Stollen, um die Eigenschaften des Felsens zu untersuchen oder um herauszufinden, wie Nahrungsmittel unter dem Boden produziert werden können. Die Bauplaner/-innen HF, Studienrichtung Architektur, schauten im Baustoff-Prüflabor vorbei und informierten sich über die enge Verbindung des Versuchsstollens zum Tunnelbau.
Vorbei an der heiligen Barbara, der Schutzheiligen für die Bergleute und hinein in den Stollen: Die HF-Studierenden der Baukaderschule St.Gallen wurden zuerst ins Baustoff-Prüflabor geführt, wo beispielsweise Betonelemente auf chemische und physische Eigenschaften getestet werden. Die Ergebnisse fliessen in die Weiterentwicklung von Betonmischungen ein. Die Forschenden finden heraus, wofür das Material geeignet ist und wie es richtig eingesetzt wird. Wie reagiert Graphit bei verschiedenen Temperaturen oder bei unterschiedlichem Wasserdruck?
Da der Versuchsstollen Hagerbach in einem Granitmassiv liegt, bietet er die Möglichkeit, das Verhalten des Felsens unter verschiedenen Belastungen und Bedingungen zu untersuchen. Dadurch werden wichtige Erkenntnisse für den Tunnelbau gewonnen. Durch Experimente im Versuchsstollen können Ingenieure und Geowissenschaftler die Stabilität von Tunnelauskleidungen untersuchen und die Auswirkungen von Tunnelbohrungen auf die umgebende Geologie analysieren.
Was das Studium HF Bauplanung bringt
Im unterirdischen Versuchsstollen werden Technologien entwickelt, die die Sicherheit und Effizienz von Tunnelbauprojekten erhöhen. Die Studierenden erkundeten im Untergrund Testumgebungen für Brandschutztests sowie Tunnelschlitzrinnen und Siphonschächten.
Neben dem theoretischen und praxisorientierten Unterricht an der Schreinerstrasse in St.Gallen sind es solche Exkursionen, die den Horizont der angehenden Bauplaner/-innen erweitert. Wenige Wochen zuvor fand bereits eine Führung im Hochwasserentlastungsstollen Sihl-Zürichsee statt. Raphael Thurnherr sagt, dass er sich in den sechs berufsbegleitenden Semestern ein besseres technischen Verständnis aneignen konnte.
Während Raphael Thurnherr auf eine Berufslehre als Maurer zurückblickt, lernte Christian Büchel Bauzeichner. «Ich habe dank der Weiterbildung ein tieferes Verständnis für die Aufgaben der Bauleitung und in Kostenfragen», sagt er. Sein Mitstudent Manuel Maier pflichtet ihm bei. Die praxisbezogenen Inputs aus dem Unterricht in Bezug auf die Bauleitung habe er laufend im Betrieb anwenden können.
Testumgebung für Smart-City-Konzepte
Da Manuel Maier in seinem Berufsalltag bisher noch nicht mit dem Tunnelbau in Berührung kam, gefiel ihm dieser Aspekt an der Führung im Versuchsstollen Hagerbach besonders. Dozent Roger Wälchli sagt: «Wir sehen hier, was mit den Baustoffen im Untergrund passieren kann. Ausserdem steht der Versuchsstollen viel mehr als nur für den Tunnelbau.» Zum Beispiel werden unterirdisch Rüebli und Salat angepflanzt. Ebenso besteht Raum, um verschiedene Energiespeichermöglichkeiten zu verbinden und diese zu steuern. Geforscht wird auch an unterirdischen Energie- und Datensysteme für intelligente Städte. Es sind diese Städte der Zukunft, die von den Bauplaner/-innen, die in den Studienrichtungen Architektur und Ingenieurbau an der Baukaderschule St.Gallen ausgebildet werden, mitgeprägt werden.
Architektonische Besonderheiten im Fürstentum Liechtenstein
Nach dem Besuch im Versuchsstollen Hagerbach führte die Exkursion ins Fürstentum Liechtenstein. Dozent Daniel Skeledzic zeigte den Studierenden ausgewählte Objekte, die mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten einen Blickfang darstellen.
Am Kunstmuseum Liechtenstein zum Beispiel fällt vor allem die dunkel glänzende Betonfassade aus grünem und schwarzem Basalt sowie Untervazer Flusskies auf. Fugenlos gegossen, entstehen so durchgehende Fassadenflächen, die lediglich von den Fensterbändern durchbrochen werden.
Der 2008 eröffnete Landtag des Fürstentums Liechtenstein besticht mit seinem Herzstück: Im Plenarsaal finden die Sitzungen des Landtags statt. Die Idee des Architekten führte zu einer archaischen Form und fast theatralisch anmutenden Atmosphäre.