«Das ist echtes Management» – die Wirtschaftswoche der Bauführer
Während der Wirtschaftswoche lieferten sich die Bauführer ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen um Marktanteile und Aufträge. Jede Entscheidung konnte die Position im Markt stärken oder schwächen. Eine Gruppe hat sich während der Simulation «CyberFirm» beispielsweise dafür entschieden, die Tätigkeiten im Hochbau zu reduzieren und vermehrt auf Renovationsarbeiten zu setzen. «Das ist echtes Management, was die Studierenden hier leisten», freut sich Dozent Marcel Gamweger.
Das Horrorszenario schlechthin: Ein Hersteller liefert verunreinigten Zement und gefährdet den Ruf der gesamten Baubranche. Der Aufschrei ist gross, die Journalisten/-innen bitten um eine Stellungnahme. Als Kommunikationsverantwortlicher seiner fiktiven Baufirma argumentiert Jérôme, dass sie Zement von anderen Werken beziehen. «Unser Unternehmen legt Wert auf Nachhaltigkeit und Qualität», erklärt er in seiner Rolle.
Jérômes Gruppe hat im Rahmen der Simulation, die während der Wirtschaftswoche der angehenden Bauführer/-innen durchgespielt wird, von Anfang an festgelegt, dass sie für einen hohen Qualitätsstandard in einem hohen Preissegment mit hohen Löhnen für die Mitarbeitenden stehen. «Deshalb konnten wir glaubhaft belegen, weshalb wir von dieser Zementlieferung nicht betroffen sind», sagt Jérôme.
Gleich mit mehreren Geschäftsjahren konnten sich die fünf Teams dank der Simulation «CyberFirm» beschäftigen. Sie reagierten auf Krisen sowie die sich verändernde Konjunktur. Sie erstellten ein Firmenkonzept und trafen laufend Entscheidungen betreffend Löhne der Mitarbeitenden und dem Budget. Programmiert wurde die Simulation von «CyberTeam», namentlich von Thomas Feger, Harry Telser und Roger Zosso. An der Baukaderschule St.Gallen ist Roger Zosso mit seinen Kursen «Kommunikation auf der Baustelle» und «Erfolgreiche Nachtragsverhandlung» ein bekanntes Gesicht.
Ein Geschäftsjahr realistisch simuliert
Während sich die Studierenden in den vergangenen Jahren mit fiktiven Schuh- oder Uhrenfirmen befassten, stand neu ein Bauunternehmen im Mittelpunkt. Die angehenden Bauführer/-innen analysierten die realitätsnahen Geschäftsbereiche Hochbau, Tiefbau und Rennovation. Dozent Thomas Tanner sagt zu dieser Anpassung: «Die Diskussionen sind dadurch auf einem hohen Niveau. Der Wissenstransfer in den eigenen Berufsalltag funktioniert noch besser.»
Diesen Eindruck bestätigt Student Oliver. Die Simulation erlebt er vor allem deshalb als spannend, weil er einen Einblick in die Überlegungen der Unternehmungsführung erhält. Oliver erklärt: «Als Bauführer bist du nahe an den Kadermitgliedern. Diese Wirtschaftswoche hilft, strategische Entscheidungen besser zu verstehen und einzuschätzen.»
Jérôme ergänzt, dass «der Bau unsere Welt ist. Deshalb führen wir lebhafte Diskussionen, können besser mitbestimmen und die Kennzahlen genauer berechnen.»
Reto hat in seinem Team die Rolle als Produktionschef übernommen und sagt: «Man erkennt anhand dieser Simulation, welchen Einfluss es hat, wenn man an gewissen Stellen an der Schraube dreht. Alles hat sofort einen Einfluss.»
Gute Führung…
Leitbilder, Firmenkonzepte oder Strategieprozesse sind bereits in früheren Unterrichtseinheiten behandelt worden. Während der Wirtschaftswoche wurden diese Lerninhalte repetiert und auf den konkreten Fall angewendet. Die Studierenden wurden unter anderem nochmals für die Stolpersteine in der Unternehmensführung sensibilisiert, wie unrealistische Annahmen, Nichtbeachten der Zielgruppe oder ungenügende Marktabklärungen.
Die Dozierenden Thomas Tanner und Marcel Gamweger machten deutlich, dass gute Führung eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung hoher Produkte- und Dienstleitungsqualität spielt. Führungskräfte, die klare Visionen und Ziele setzen, schaffen ein Umfeld, in dem Mitarbeitende motiviert und engagiert sind.
Dies führt zu einer höheren Produktivität und einer besseren Qualität der Arbeitsergebnisse. «Was braucht es für die Champions League?», fragte Marcel Gamweger in die Runde und liess die Antwort sogleich folgen: «Führung in jeder Organisationseinheit. Führung von Prozessen. Führung von Wissen.»