Der erste Ehrenpalier mit zwei linken Händen
Lehrer Andreas Looser ist in den illustren Stand der Ehrenpalier gehoben worden. Seine bald 20-jährige Arbeit für die Grund- und Weiterbildung an der Baukaderschule St.Gallen wird gewürdigt. Er selbst ist darüber sichtlich erfreut, aber ebenso überrascht.
«Du darfst gerne schreiben, dass ich zwei linke Hände habe. Ich bin der erste Palier mit zwei linken Händen.» Andreas Looser erhielt im würdigen Rahmen der Diplomfeier der Baupoliere*innen die Auszeichnung zum Ehrenpalier. Während er selbst nicht damit rechnete, lag diese Wahl für Bruno Mitterer auf der Hand. Der Leiter der Baukaderschule St.Gallen lobt: «Sein grosses Engagement für den Berufsnachwuchs ist Ausdruck seines Berufsstolzes. Er brilliert besonders in der Mathematik, ist sozusagen ein wandelndes Formelbuch.»
Passend dazu wurde hinter Bruno Mitterer die Formel M4 eingeblendet. «Das M steht für die Menschen, die man in unserem Beruf mögen muss. Genau das lebt Andreas vor», würdigt Bruno Mitterer. Als Ehrenurkunde erhielt Andreas Looser den Gesellenbrief, das Anerkennungsschreiben der historischen zünftischen Handwerksausbildung.
Der Steinmetz-Lehrling zum Beispiel wurde nach seiner Lehrzeit und der anschliessenden einjährigen Wanderschaft vom Geselle zum Parlier ernannt. Dadurch arbeitete er als Meisterknecht oder Kunstdiener bei einem erfahrenen Meister. Andreas hat nun mit der Ernennung zum Ehrenpalier die nächste Stufe erklommen. «Diese Urkunde ist Ausdruck unserer grossen Wertschätzung. Lieber Andi, ich erlebe dich nicht nur als Lehrperson, sondern auch als sehr wertvollen Kollegen», so Bruno Mitterer.
Auf Augenhöhe
Am 1. August 2004 nahm Andreas seine Tätigkeit an der Baukaderschule auf. Als gelernter Bauingenieur gab er im Verlaufe der Jahre sein Wissen aus der Bauplanung weiter und leitete bis letzten Sommer den Lehrgang Bauplanung HF. Jetzt setzt er sich verstärkt für die Zeichner*innen der Fachrichtung Ingenieurbau in der Grundbildung ein. Über das Unterrichten an der Schreinerstrasse 5 schwärmt Andreas: «Alle hier haben Freude, den Berufsnachwuchs zu fördern. Hier an der Baukaderschule arbeiten alle wahnsinnig gewissenhaft und geben ihr Können nicht einfach so im Vorbeigehen weiter.»
Er selbst ist das beste Vorbild dafür, denn er begegnet den Lernenden und den Studierenden authentisch auf Augenhöhe. Das sei die Basis, um gegenseitiges Vertrauen aufbauen zu können. Die Basis, um die Rolle als Coach wahrnehmen zu können.
«Das kannst du auch schreiben»
Andreas legt den Jugendlichen ans Herz, eine Karriere im Baugewerbe zu starten. Der Berufsalltag sei erfüllend. Eine grosse innere Zufriedenheit sei spürbar. «Denn du siehst, was du am Ende des Tages geleistet hast. Gemeinsam im Team hast du auf der Baustelle oder im Büro mitgeholfen, dass ein Bauwerk entsteht», sagt Andreas.
Als Bauingenieur weiss er, wovon er spricht. Mit dem Bezug zu seinen zwei linken Händen sagt Andreas zum Abschluss des Interviews: «Meine Steckenpferde sind die Mathematik und die Statik. Im Köpfchen geht es bei mir einigermassen. Das kannst du auch schreiben…»