Es braucht mehr Menschlichkeit in der Kommunikation
Kommunikation mit der Brechstange funktioniert auf dem Bau nicht mehr, sagt Experte Roger Zosso. «Die kommende Generation verlangt mehr Menschlichkeit in der Kommunikation», so der Kursleiter der Baukaderschule St.Gallen. Am Ende seines Tageskurses hatte jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer eine Idee davon, wie die Wirkung der eigenen Kommunikation bewusst gesteigert werden kann.
Treffen sich ein Bauführer und ein Bauleiter. Der Bauführer versichert: «Wir sind gut im Terminplan. Das von dir gesetzte Enddatum können wir einhalten.» Der Bauleiter ist mit dieser Aussage nicht vollumfänglich glücklich und sagt: «Für mich ist es schwierig abzuschätzen, ob die Arbeiten termingerecht abgeschlossen werden können. Vielleicht könntest du für unsere nächste Besprechungen einen Zeitplan erstellen.» Diesem Wunsch des Bauleiters möchte der Bauführer natürlich gerecht werden. So ganz verpflichten will er sich aber nicht: «Ich kann dir ein Bauprogramm zusammenstellen. Du weisst: Details können sich immer ändern…»
Das Gespräch fand zwischen den Kursteilnehmenden Andreas (Bauführer) und Daniel (Bauleiter) statt. Es wurde aufgezeichnet und vor dem ganzen Kurs abgespielt. Solche Praxisbeispiele sind eine der grossen Stärken des neuen Kurses an der Baukaderschule. «Wir trainieren und analysieren viele Situationen, damit die Teilnehmenden selber ihre Wirkung sehen und daran arbeiten können», sagt Kursleiter Roger Zosso von der T&C Trainingsconsult AG.
Beide Hände gehören auf den Tisch
Der Kommunikationsexperte weist sofort auf ein paar wichtige Punkte hin, die ihm aufgefallen sind. «Im Schweizerdeutsch verwenden wir aus reiner Freundlichkeit sehr oft den Konjunktiv. Vielleicht könntest du, solltest du, möchtest du… So nehmt ihr sehr viel Überzeugungskraft aus eurer Aussage», erklärt Roger Zosso. Er ermuntert die Kursteilnehmenden auch dazu, beide Hände bei einer Besprechung auf dem Tisch zu haben. Ansonsten könne dem Gesprächspartner signalisiert werden, dass man noch etwas in der Hinterhand hält.
Kursteilnehmerin Alexandra will deshalb mehr auf ihre Körpersprache achten. Als Bauleiterin wolle sie noch authentischer kommunizieren und noch mehr Sicherheit ausstrahlen. «Dieser Kurs hat meine Anforderungen erfüllt, weil er spezifisch und mit vielen Beispielen auf die Kommunikation auf der Baustelle eingegangen ist», sagt Alexandra. Dank der Videoaufnahme hat sie beispielsweise bemerkt, dass sie im Gesprächsverlauf leiser spricht, sobald ein ungemütliches Thema angesprochen wird.
Der Effekt von offenen Fragen
Wie viele der Kursteilnehmenden nimmt sich Alexandra vor, in Gesprächen mehr offene Fragen zu stellen. Offene Fragen ermuntern die Gesprächspartner, ausführlicher und detaillierter zu antworten. Sie helfen dabei, die Meinungen, Gedanken und Gefühle besser zu verstehen. Das wiederum steigert das gegenseitige Verständnis.
Viele dieser theoretischen Inputs seien in sich logisch und bereits bekannt gewesen, sagt Kursteilnehmer Andreas. «Aber sobald du es wieder einmal hörst, erinnerst du dich daran und wendest es an», ergänzt der Absolvent der Weiterbildung zum Bauführer. Während seines Studiums sei die Kommunikation im Allgemeinen im Mittelpunkt gestanden. Der Kurs von Roger Zosso thematisiere die Kommunikation auf der Baustelle im Detail.
Gesprächspartner besser verstehen
Solche Rückmeldungen freuen Roger Zosso, der mit seinem ersten Tageskurs an der Baukaderschule St.Gallen zufrieden ist. Die Teilnehmenden seien sehr aktiv gewesen und es habe ein guter Austausch stattgefunden. «Sie haben erkannt, wie wichtig Menschlichkeit in der Kommunikation ist. Nur auf fachlicher und sachlicher Ebene zu argumentieren, reicht nicht», erklärt Roger Zosso. In den Gesprächen soll auch die Motivation des Gegenübers angesprochen und abgeholt werden. Dadurch werden die gegenseitige Beziehung und die Überzeugung für den Auftrag gesteigert.
Motiviert es den Mitarbeitenden zum Beispiel, wenn er gelobt wird? Will er einen besseren Kontakt zu den Arbeitskollegen pflegen? Will er schlicht zusätzliche Informationen über einen Arbeitsablauf, um seine Neugier zu stillen? Die Motivationstheorie des amerikanischen Psychologen Steven Reiss half Kursteilnehmer Thomas weiter. Sein Fazit: «Der Kurs hilft, den Gesprächspartner besser zu verstehen. Wie kommen seine Argumente zustande? Wie gelange ich in einer Besprechung direkter ans Ziel?»
Tageskurs «Kommunikation auf der Baustelle»
So wie die Mitarbeitenden auf der Baustelle kommunizieren, wird die Firma wahrgenommen. Im Tageskurs «Kommunikation auf der Baustelle» erhältst du einen umfassenden Überblick, wie ein Gespräch mit Bauleitern, Bauherren und Mitarbeitenden auf der Baustelle aufgebaut werden soll.
Du lernst, wie du dich in den verschiedenen Phasen des Gesprächs verhalten sollst und trainierst dieses Verhalten in Praxissituationen ein. Du wirst ausgewählte Verhandlungstechniken kennen lernen und gezielt einsetzen.
Die Schwerpunkte des Kurses:
- Aktuelle Schwierigkeiten und Probleme im Umgang mit Bauleitern, Architekten, Bauherren, Mitarbeitenden und anderen Personen auf der Baustelle
- Aufbau des Gesprächs
- Sympathiefeld in der Kommunikation aufbauen
- Körpersprachliche Verhaltensweisen
- Regeln für das Kritikgespräch
- Instruktion von Mitarbeitenden
- Dein persönliches Aktionsprogramm