Industrial Design HF: Ein Kühlsystem, von Elefanten inspiriert
Für seine Diplomarbeit an der Schule für Gestaltung St.Gallen wurde Noah Hirschi von der Swiss Design Association ausgezeichnet. Das Projekt des Industrial Designers HF besteht aus einem bionisch inspirierten Kühlsystem für das Schlafzimmer. Es nutzt die Prinzipien der Verdunstungskühlung. Diese Technik ähnelt der Funktionsweise der Haut eines Elefanten.
Die abschliessende Aufgabenstellung nach sechs Semestern berufsbegleitender Weiterbildung an der Schule für Gestaltung St.Gallen war offen formuliert: «Tiere und wir.» Noah Hirschi war nach der ersten Brainstorming-Runde klar, dass er das letzte Projekt seines HF-Studiums Industrial Design der Bionik widmen will. Er erklärt: «Das Tierreich hat sich an sehr viele Situationen angepasst, die für die Menschheit noch Neuland sind.»
Das Problem, das es zu lösen galt: In Städten bleibt die Hitze durch die städtebauliche Situation, Materialwahl im Bau und Flächenversiegelung oft bis in die Nacht spürbar. Das führt zu schlaflosen Nächten. Die gängige Lösung, Klimageräte, die an der Steckdose hängen, verschlimmern oft das Problem. Sie erzeugen zusätzliche Wärme. Noah Hirschi stellte sich die Frage, wie man einen Raum kühlen kann, ohne zusätzliche Energie zu verbrauchen.
Die Inspiration für Noah Hirschis Projekt kommt aus der Tierwelt, wo keine Steckdosen verfügbar sind. Afrikanische Elefanten nutzen Wasser, das sie auf ihre Haut sprühen, um sich durch Verdunstung zu kühlen. Die Haut der Elefanten hat sich so entwickelt, dass sie durch Faltung und Streckung der obersten Schicht (Fachbegriff Epidermis) mikroskopisch feine Risse bildet. Diese nehmen das Wasser auf und ermöglichen eine langsame Verdunstung und damit Kühlung.
Die Idee kam Noah Hirschi also nicht wegen einer allfälligen Faszination für die grauen Dickhäuter, sondern aus reinem Interesse an der Bionik.
Noah Hirschi tauft sein Produkt auf den Namen «evaplox», eine Kombination der Wörter «Elefant» und «Evaporative Kühlung», ein weit verbreitetes Kühlverfahren. Gefertigt aus Ton, nutzt das Kühlsystem die natürliche Verdunstung von Wasser, um die Raumtemperatur zu senken. Das Objekt ist so konzipiert, dass es ohne Stromverbrauch funktioniert und idealerweise nachts am Fenster platziert wird, um die einströmende kühlere Luft zusätzlich zu kühlen.
Noah Hirschi wird von der Swiss Design Association für seine Diplomarbeit ausgezeichnet. Was für eine Ehre! Der Absolvent des Lehrgangs Industrial Design HF bilanziert: «Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich meine Arbeit aus der Distanz als erste Revolution einer Iterationsspirale bezeichnen. Viele Details wurden konzipiert und entworfen. Derer Harmonie und Abstimmung gilt es nun zu verfeinern. Gerade im Hinblick auf die Gestaltung müssten die technischen Eigenschaften für weitere Entwürfe definiert werden.»
Markus Pawlick, Lehrgangsleiter Industrial Design HF, lobt: «Die Arbeit repräsentiert die Möglichkeiten, die wir als Gestalter/-innen haben, um mit bionischen Prinzipien zu arbeiten. Noah hat eigentlich eine Forschungsarbeit verfasst, dessen Ergebnis ein äusserst attraktiv gestaltetes Produkt ist. Noch sind nicht alle Probleme abschliessend gelöst und die Effizienz der Wasserverdunstungsschale lässt sich nicht genau beziffern. Die Grenzen mitsamt dem Entwicklungspotenzial hat Noah aber sehr gut in seiner Diplomarbeit festgehalten.»
Mittlerweile arbeitet Noah Hirschi als Projektleiter bei der 3dimensional AG in Wallisellen ZH. Während des Studiums war der Wechsel zu den Spezialisten/-innen für Inneneinrichtungen, Messebauten und Gebäude-Signaletik zustande gekommen. Noah Hirschi sagt: «Im Studium steht die Produktentwicklung im Zentrum. Das ist sehr hilfreich. Meistens wird im Berufsalltag nämlich eine Idee an uns herangetragen, dessen Umsetzung wir planen und gestalten.»
Bereits für seine Vordiplomarbeit blickte Noah Hirschi über den Tellerrand. Er entwarf mit Hilfe einer umweltbewussten Farbstoffsolarzelle eine Lichtquelle und bewies damit, dass es nicht in jedem Fall eine Siliziumsolarzelle sein muss (mehr Infos).
Um während den sechs Semestern nie um eine Idee verlegen zu sein, rät Noah Hirschi: «Nutzt die Bubble der Schule für Gestaltung St.Gallen und tauscht euch mit möglichst vielen Dozierenden und Studierenden aus. Es öffnet euch extrem viele Türen.»